fullscreen: Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen

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und übergab seine Seele dem Teufel. „Und ich," sprach Hus> 
„befehle sie in die Hände meines Herrn Jesu Christi." Nun 
wurde er zum Richtplatze vor die Stadt geführt. Betend 
näherte er sich dem Scheiterhaufen. „Herr Jesu," sprach er 
laut, „ich leide demütig diesen grausamen Tod um deinet¬ 
willen und bitte dich, allen meinen Feinden zu vergeben." 
Dann wurde er an den Pfahl gebunden und bis an den Hals 
mit Holz und Stroh umlegt. Als der Holzstofs angezündet 
war, betete er zweimal: „Jesus Christus, du Sohn des 
lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Ein Wind trieb 
ihm die Glut ins Gesicht, dafs er diese Worte zum dritten- 
male nicht vollenden konnte. Doch sah man noch kurze Zeit 
seine Lippen sich bewegen, dann verschied er. Seine Asche 
wurde in den Rhein gestreut. 
4. Die Hussiten. 
Das schreckliche Schicksal dieses Glaubenshelden brachte 
seine Anhänger in Böhmen, die sich Hussiten nannten, in 
eine furchtbare Aufregung. Voll Erbitterung erhoben sie 
sich gegen Geistliche und Mönche, sowie gegen den Kaiser^ 
und gelobten einander, für Hussens Lehre Gut und Leben 
zu lassen. So entstand der Hussitenkrieg, der 16 Jahre lang 
mit wilder Wut geführt wurde. Die Hussiten schlugen alle 
Heere, die gegen sie ausgesandt wurden, in die Flucht, ver¬ 
wüsteten die umliegenden Länder auf das schrecklichste und 
fügten zu der unchristlichen Empörung die furchtbarsten 
Greuel. Zuletzt jedoch wurden sie unter sich uneinig, und so 
gelang es dem Kaiser, sie zur Ruhe zu bringen. Die beab¬ 
sichtigte Kirchenverbesserung aber kam in Konstanz nicht 
zustande, nachdem man den treuen Zeugen der Wahrheit 
getötet hatte. Sie blieb noch 100 Jahre lang das Verlangen 
aller aufrichtigen Christen, bis Luther kam, von dem Bus 
prophezeit hatte: „Jetzt braten sie eine Gans (Hus — Gans)r 
über 100 Jahre wird ein Schwan kommen, den werden 
sie nicht braten." 
(Gr. u. S. I. Nr. 278: Die Hussiten vor Naumburg.) 
16. Dr. Martin Luther. 
1. Seine lugend!. 
a. Seine Herkunft. Martin Luther wurde am 10. November 
1483 zu Eisleben in der jetzigen Provinz Sachsen geboren. Seine 
Eltern waren arme und fromme Bauersleute in einem Dorfe bei Eis-
	        
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