Full text: Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen

— 80 — 
4. Die äufnaüme ifer vertriebenen, 8alzburger. 
Wie sein Großvater, so hatte auch Friedrich Wilhelm I. wieder 
Gelegenheit, evangelische Christen, die um ihres Glaubens willen 
verfolgt und aus ihrem Lande vertrieben wurden, zu beschützen und 
aufzunehmen. Der Erzbischof von Salzburg gebot allen seinen 
evangelischen Unterthanen, katholisch zu werden, und da sie das nicht 
wollten, so ließ er sie mitten im harten Winter aus seinem Lande 
jagen. Fast einen Monat lang lagen sie an der bayerischen Grenze 
in bitterer Kälte, meist im Freien, so daß viele kläglich umkamen. 
Sie wandten sich an den König Friedrich Wilhelm um Hilfe. Er war 
sofort bereit, sie alle in sein Land aufzunehmen, und wenn's ihrer 
auch Tausende wären. Für die Reise versprach er ihnen Zehrungs- 
kosten und in seinem Lande kräftige Hilfe durch Rat und That. 
Nun begannen die Züge der armen Auswanderer nach Preußen. 
Sie wurden dort mit Freuden empfangen. Die evangelischen Ge- 
meinden samt ihren Predigern gingen ihnen an manchen Orten singend 
und in Sonntagskleidern entgegen. 
Als die ersten Vertriebenen nach Berlin kamen, ging der König 
selbst zu ihnen, beschenkte sie reichlich und sprach ihnen Mut ein. 
„Kinder," so tröstete er sie, „ihr sollt's bei mir gut haben." Unter 
den Linden ließ er sie an langen Reihen von Tischen reichlich bewirten. 
Er selbst und die Königin waren zugegen und freuten sich, daß sie 
den armen glaubenstreuen Flüchtlingen Gutes thun konnten. 
Dann ließ er ihnen Wohnsitze im Osten seines Landes anweisen. 
In der Gegend um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Jnsterburg gab es 
nämlich weite Länderstrecken, die durch Krieg und Pest verödet waren. 
Der König hatte große Summen schon hergegeben, um aus andern 
Ländern neue Einwohner heranzuziehen. Dort ließ er auch die Aus- 
wanderer sich ansiedeln und half ihnen, wo er nur konnte. Am Ende 
seiner Regierung waren in diesen sonst wüsten Gegenden 12 Städte 
und 330 Dörfer neu aufgebaut, welche alle ihre Kirchen und Schulen 
hatten. 
5. Die Erfolge feinet Sfliafigfteif. 
Als Friedrich Wilhelm I. 1740 starb, war sein Staat 2200 
Quadrat-Meilen groß und hatte 2^/2 Millionen Einwohner. Die 
jährlichen Einkünfte waren von 7^/2 Millionen auf 22y2 Millionen 
Mark gestiegen. 
Außer großen Vorräten für das Heer war auch noch ein Staats- 
schätz von 30 000 000 Mark vorhanden. So hatte seine musterhafte 
Verwaltung seinem großen Sohne die Mittel geschaffen, mit denen 
derselbe Preußen zu einer europäischen Großmacht erheben konnte. 
(G. u. S. II. Nr. 167: Schulprüfung.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.