Full text: Bilder aus der Geschichte für evangelische Volksschulen

b. Seine weise Sparsamkeit. Mit dieser Thätigkeit verband 
Friedrich eine weise Sparsamkeit. Für sich selbst brauchte er sehr 
wenig; seine Lebensweise und seine Kleidung waren höchst einfach. 
Er ging in einem einfachen, blauen Soldatenrock, in hohen, bis an 
die Kniee reichenden Stiefeln. Auf dem Kopfe trug er einen drei- 
eckigen Hut und in der Hand den Krückstock. — „Ich bin arm," 
pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich; mein Schatz gehört nicht 
mir, sondern dem Staate." — Die Landeseinkünfte wurden vermehrt 
und sorgfältig verwaltet. Ein Teil wurde zurückgelegt, um bei 
Unglücksfällen, oder zu nützlichen, großen Unternehmen, oder in Kriegs- 
zeiten den nötigen baren Bedarf zu haben. In den Kellern des 
Berliner Schlosses verwahrte man diesen Schatz in großen Fässern, ! 
und man sagt, daß er sich auf 165 Millionen Mark belaufen habe. 
Ein andrer Teil wurde zum Besten des Landes verwendet, und es : 
gab fast keinen Ort, der nicht Beweise der väterlichen Fürsorge des j 
Königs erhalten hätte. 
c. Seine strenge Gerechtigkeit. Von seiner Gerechtigkeits- j 
liebe giebt besonders die Geschichte des Müllers von Sanssouci ein j 
schönes Zeugnis. 
In der Nähe von Potsdam besaß Friedrich das Schloß Sans- j 
souci (Sorgenfrei). Hier verlebte er manche Stunde in stiller Zurück- 
gezogenheit. Nahe bei dem Schlosse stand eine Windmühle. Das j 
Geräusch derselben störte den König oft bei seiner Arbeit. Gerne ' 
hätte er die Mühle gekauft, aber der Müller wollte von dem Verkauf 
der Mühle nichts wissen. Als der König dann einmal dem Müller : 
davon redete, daß er die Mühle könne taxieren und abbrechen lassen, j 
meinte der Müller, das Kammergericht in Berlin werde ihm dann 
schon zu seinem Rechte verhelfen. Friedrich zürnte darüber nicht, 
sondern freute sich, daß vor den Gerichten seines Landes kein Ansehen 
der Person galt. Die Mühle konnte stehen bleiben. 
d. Seine Vorliebe für französisches Wesen. In dem j 
allen war Friedrich ein treues Bild seines ehrenfesten, deutschgesinnten 
Vaters. Nur in einer Hinsicht glich er ihm leider nicht. Während 
seinem Vater alles Fremdländische verhaßt war, hatte Friedrich eine 
besondere Vorliebe für französisches Wesen. Er sprach lieber französisch 
als deutsch, las meist französische Bücher und unterhielt sich gern mit : 
französischen Gelehrten. Auch wurden während seiner Regierung viele 
Beamte aus Frankreich in Preußen angestellt. 
Nichts destoweniger wurde Friedrich von seinem Volk aufs 
innigste verehrt. Selten fand sich ein Haus, in dem sein Bildnis 
nicht anzutreffen war, und in Berlin kannte jedes Kind den „alten 
Fritz" mit seiner kleinen, hagern Gestalt und seinen großen, wunderbar 
hellen Augen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.