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er besonders in der Schlacht bei Zorndorf. Wiederholt verwarf er hier
sogar die Befehle Friedrichs, auch dann noch, als dieser ihm sagen ließ,
er werde es nach der Schlacht mit seinem Kopfe zu verantworten haben.
Seydlitz erwiderte ruhig: „Sagen Sie dem Könige, nach der Schlacht steht
ihm mein Kopf zu Befehl, in der Schlacht möge er aber nur noch er-
laubeu, daß ich davon für seinen Dienst guten Gebrauch mache." Nach
der Schlacht umarmte der König den Reiterhelden, dankte ihm in den
rührendsten Ausdrücken und sagte in der unwiderstehlichen Anmut, die er
seinen Worten voll Hoheit zu geben wußte: „Auch diesen Sieg habe ich
Ihm zu danken." Seydlitz aber lehnte das ehrenvolle Wort bescheiden ab
und sprach das ganze Verdienst der gesamten Reiterei zu. — Er starb im
Jahre 1773. Sein Bild steht auf dem Wilhelmsplatze in Berlin. (Vgl.
„Seydlitz" von Fontane.)
Friedrich Wilhelm II. (1786-1797) und die französische
Revolution.
A. Iriedrich Wilßetms II. Uegierung.
Friedrich II. starb kinderlos. In der Regierung folgte ihm daher
fein Neffe Friedrich Wilhelm II. Sein Vater war der Prinz August
Wilhelm, ein Bruder Friedrichs des Großen, und von diesem mit dem
Titel „Prinz von Preußen" als Thronfolger bezeichnet worden. Als der
Prinz aber noch vor feinem königlichen Bruder starb, ging die Thronfolge
auf dessen Sohn Friedrich Wilhelm über. Dieser war nicht ohne gute
Anlage, aber es fehlte ihm, da er beim Tode feines Vaters erst 14 Jahre
eilt war, an einer strengen Erziehung und Leitung, weshalb er sich auch
nicht selbst beherrschen lernte. Er erwarb sich mannigfache gute Kenntnisse,
war von Charakter mild, wohlwollend und gutmütig und gegen jedermann
freundlich und herablaffend, aber auch den sinnlichen Genüssen zugeneigt.
Als Nachfolger seines ruhmreichen Oheims war ihm eine schwere Aufgabe
zugefallen: auch dem tüchtigsten Fürsten wäre es nicht leicht gewesen, Preußens
Macht und Ruhm zu bewahren. Friedrich Wilhelms erste Herrscherthat war
eine sehr edle; denn alsbald nach Friedrichs Tode verlieh er dem verdienst-
reichen Minister Herzberg den „Schwarzen Adlerorden". Mit Eifer sorgte
er für das Wohl des Volkes und begann alsbald damit, die Härten der
bisherigen Verwaltung zu beseitigen oder zu mildern. Er beseitigte den
von seinem Vorgänger eingeführten Alleinverkauf von Kaffee und Tabak
durch den Staat. Das war die wichtigste That, womit der König feinen
Regierungsantritt bezeichnete. Auch entließ er zur größten Freude des
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