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mann gebaut und fuhr auf dem Schlitten. Der Mann sah es über
den beschneiten Zaun und warf seinem Brüderchen als Gruß einen
großen Schneeball in den Schoß. „Grüß Gott, lieber Bruder! Als
der Schnee schmolz, zog ich von dannen; jetzt mit dem neuen Schnee
bin ich wieder daheim.“
Da hört es draußen zu schneien auf. Die Sonne scheint auf
die drei Schneeflocken am Fenster. Sie schmelzen zu einem einzigen
Wassertropfen zusammen. Die Sonne scheint wärmer — da ist der
Wassertropfen berdunstet und wieder hinauf in die Wolke gezogen.
Er wird mit ihr weiterreisen und wieder zu Schneeflocken werden
und auch andern Kindern hübsche Geschichten erzählen. Wagner.
412. Winterliche Spatzenbitte.
1. Insonders hochverehrter Mensch,
du siehst, die Zeit wird wetterwend sch
der Shhnee liegt hoch, kalt weht der Wind,
das Vöglein darbt mit Weib und Kind.
2. Drum bitt' ich wie in jedem Jahr:
du wollest unser nehmen wahr
und spenden, was an Korn und Spelt
von deinem reichen Tische fällt.
3. Jed' Krümchen nehmen wir voll Dank
und sind mit Zwitschern und Gesang
dereinst in holder Sommerzeit
zu jedem Gegendienst bereit.
4. Beauftragt vom „beschwingten Chor,“
trug ich dir dies geziemend vor;
nun öffne deines Mitleids Schatz!
Ergebenst
Dein getreuer Spatz.
Schmidt⸗Cabanis.
413. Der schönste Garten.
Ein Brief Dr. Martin Luthers an seinen kleinen Sohn Hans)
1. Gnade und Friede in Christo, mein herzliebes Söhnchen!
Ich sehe gerne, daß du wohl lernest und fleißig betest. Thu also,
mein Söhnchen, und fahre fort! Wenn ich heimkomme, so will ich
dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hübschen,
lustigen Gatten, da gehen viele Kinder inne, haben güldene Röcklein
an und lesen schöne Üfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen
und Pflaumen, singen, springen und sind fröhlich, haben auch schöne,
kleine Pferdlein mit güldenen Zäumen und silbernen Sätteln. Da