Full text: Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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Sch. Ü. 1. Friedrich I. im Kriege. 2. Prinz Eugen. 3. Friedenswerke 
Friedrichs. 4. Der Einfluß des Französischen auf die deutsche Sprache und Sitte. 
5. Die Entstehung von Charlottenburg. 
Friedrich Wilhelm I. (1713—mo.) 
A. Seine Sparsamkeit. 
Friedrich I. folgte auf dem preußischen Königsthrone sein Sohn 
Friedrich Wilhelm I. Er war erst 24 Jahre alt, als er die Zügel der 
Regierung ergriff. Derselbe hatte weder von dem feinen Leben seiner 
hochgebildeten Mutter und deren Vorliebe für Kunst und Wissenschaft, noch 
von der Prachtliebe seines Vaters etwas geerbt.1 Bon diesem war er in 
manchen Stücken das gerade Gegenteil. Friedrich Wilhelm haßte die 
feierlichen Gebräuche und vornehmen Sitten des glänzenden Hoflebens als 
unerträglichen Zwang; er war schon von Jugend auf ein abgesagter Feind 
aller Pracht und Verschwendung und ein Muster der Sparsamkeit.^ Es 
war vorauszusehen, daß sein Regierungsantritt große Veränderungen, die 
dem Staate aber nur zum Segen gereichten, hervorbringen und eine neue 
Zeit einleiten werde. Alle überflüssigen Hofbeamten entließ er sofort.^ 
Von 100 Kammerdienern, die sein Vater besoldet Hatte, behielt er nur 
noch 12. Viele der verabschiedeten Beamten erhielten gar keine, andere 
nur eine sehr geringe Pension. Die im Dienste Verbleibenden mußten sich 
eine bedeutende Herabsetzung ihres Gehaltes gefallen lassen. Das Leichen- 
begängnis Friedrichs I. wurde noch mit aller Pracht und Herrlichkeit 
gefeiert. Damit war aber auch das glänzende Hofleben zu Grabe ge- 
tragen.4 Die königliche Tafel bestand aus guter Hausmannskost, und 
mancher reiche Unterthan speiste besser als der König. Nur wenn aus- 
wärtige höhere Besuche kamen, ging es etwas besser her. Friedrich Wilhelm 
ließ sich sogar den Küchenzettel vorlegen und prüfte ihn auf Heller und 
Pfennig.5 Aufs strengste tadelte er es, wenn auch nur 1 Pfennig zu viel 
verausgabt zu sein schien. In seinem Arbeitszimmer fand man nur 
hölzerne Stühle und Bänke; aber überall mußte die größte Reinlichkeit 
herrschen. Seiner Kleidung nach war der König sehr einfach. Er trug 
nur solche Kleider, zu denen das Tuch in seinem eigenen Lande verfertigt 
wurde; auch in seiner Familie und in seiner Umgebung duldete er keinerlei 
Kleideraufwand. Meistens erschien er in der Uniform seines ersten Garde- 
regimentes; nur bei festlichen Gelegenheiten kleidete er sich stattlicher. Um 
die Kleider zu schonen, legte er beim Schreiben Überärmel von Leinwand 
an. Manchmal ließ er auch aus Sparsamkeit die Knöpfe von einem ab- 
getragenen Rock an einen neuen fetzen. Die aufgehäuften Schätze von
	        
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