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f. Aonrad I. von Franken (911—918), den die geistlichen und Welt-
lichen Großen zum König erwählten, lag fortwährend im Kampfe mit
widerspenstigen Herzögen, besonders mit dem mächtigen Herzog Heinrich
von Sachsen. Er fühlte, daß sein Arm für das schwere Regierungs-
werk zu schwach sei. Und da er das Wohl des Reiches über alles setzte,
so forderte er auf dem Totenbette von seinem Bruder Eberhard das Ver-
sprechen, die Reichskleinodien (d. i. die Krone, das Schwert und den Königs-
mantel) dem Herzog Heinrich von Sachsen, als dem kraftvollsten der deut-
schen Fürsten, zu überbringen. Mit deutscher Treue hielt Eberhard sein
Wort, und so wurde der Sachsenherzog zum König erwählt.
3. Der Zustand des Landes zur Zeit der Karolinger.
1) Die Eroberungskriege Karls d. Gr. brachten die eingenommenen
Länder in die Gewalt des Königs, der das Land neu verteilte. Die Ver-
teilung eroberten Landes geschah in folgender Weise. Ein Teil fiel an
den König, einen Teil ließ er den besiegten Einwohnern gegen Zins, einen
Teil empfingen des Königs Kriegsleute als Eigentum. Außerdem vergab
der Landesherr von seinem Besitz noch Lehnsgüter (d. i. auf Lebenszeit
geliehene Güter) an die treuesten seiner Großen. Diese Lehnsträger vergaben
dann wieder kleinere Lehnsgüter an ihr Gefolge. So wurde der Grund
zu dem Lehnswesen gelegt, das durch das ganze Mittelalter hindurch
für das Deutsche Reich von größter Wichtigkeit war; denn die Lehnsleute
genügten der auf ihrem Lehnsgute lastenden Dienstpflicht, indem sie im
Kriege das Gefolge ihrer Lehnsherren bildeten, und so setzte sich aus
ihnen stets der Kern der Kriegsheere zusammen.
2) Zur Zeit Karls d. Gr. bestand noch die Einteilung des Landes
in Gaue. Einem solchen Gau stand ein Gaugraf vor, der an des
Königs Statt zu Gericht saß und in Kriegszeiten den „Heerbann" führte.
Im Auftrage des Kaisers wurden die Gaue zeitweise von Send grasen
besucht, welche darauf zu sehen hatten, daß die kaiserlichen Rechte erhalten
blieben. Der Kaiser aber versammelte alljährlich im Frühjahr auf den
„Maifeldern" das Volk und sprach dann in wichtigen Sachen Recht.
'Unter Karls d. Gr. Nachfolgern gewannen unter jedem Volksstamme mäch-
tige Große höhere Selbständigkeit und nahmen den Titel Herzog an.
B. Kaiser aus dem sächsischen Hause.
1. Heinrich 1., der Städtebauer. 919—936.
a. Vorbereitungen zum Kampfe gegen die Ungarn. 1) Herzog
Heinrich von Sachsen wurde der Sage nach vom Vogelherd bei Quedlinburg
zum König des deutschen Reiches berufen. Alles Volk jauchzte ihm zu,
denn Heinrich war herrlich an Leib und Seele und in manchem Kampfe
erprobt. Er richtete feine Thätigkeit vornehmlich auf den Schutz der öft-
lichen Reichsgrenze. Denn in den Elbländern wurde die Grenze häufig von
den Wenden durchbrochen, und noch grauenhafter waren die Verwüstungen,
welche die Reiterschwärme der Ungarn in den Donauländern anrichteten.
2) Es gelang Heinrich, indem er einen gefangenen Fürsten der Ungarn
freigab und einen jährlichen Zins versprach, mit den Ungarn einen 9 jäh-
H>ummel, Baterländische'Geschichte. 2