Full text: Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen

Nischen Bischöfe verfolgte den Kaiser und verwirrte die Herzen des Volkes. 
Endlich kam es 1122 durch Vermittelung der deutschen Fürsten zum Kon- 
kordat') von Worms, durch welches der Streit zwischen Kaiser und 
Papst dahin entschieden wurde, daß: 1) der Papst die Bischöfe und Äbte 
mit der geistlichen Gewalt (durch Ring und Stab) belehnen solle, 
2) der Kaiser ihnen die weltlichen Güter (durch das Scepter) zu 
verleihen hätte. — Mit Heinrich V. starb das fränkische Kaiserhaus aus. 
5. Die Kreuzzüge. 
a. Die Pilgerfahrten nach dem heiligen Lande. 1) Schon in frühen 
Jahrhunderten sehnten sich viele fromme Leute in der Christenheit danach, 
die Orte zu sehen, wo der Heiland gelebt und gelitten hatte. Deshalb 
wurden Pilgerfahrten nach dem heiligen Lande immer häufiger. 
Solche Pilgerfahrten wurden von Einzelnen oder auch in Scharen unter- 
nommen. Im grauen Pilgergewande, die Hüften mit, einem Stricke umgürtet 
den Pilgerhut auf dem Haupte, den Pilgerstab in der Hand und Sandalen an 
den Fußen, zogen die Pilger von Ort zu Ort, von Land zu Land bis nach Palä¬ 
stina. Hier beteten sie voll Andacht an den heiligen Stätten, tauchten sich, der 
Vergebung ihrer Sünden froh, in das Wasser des Jordans, und kehrten mit dem 
-Wahrzeichen der Pilgerfahrt, mit Palmenzweigen von Jericho, in die Heimat zurück. 
2) Als aber im Jahre 1080 das heilige Land von den Türken er- 
obert war, wurden die Pilgerfahrten sehr erschwert. Spott und Hohn 
erwartete die Pilger im heiligen Lande, und nur gegen Geld wurden sie 
zu den Orten der Andacht zugelassen; ja es wurden sogar christliche Kirchen 
von den Türken im Glaubenshaß verwüstet, indem die Altäre umgestürzt, 
die Kelche mit Füßen getreten und die Priester mißhandelt wurden. 
d. Peter ron Amiens. 1) Da zog im Jahre 1094 ein Einsiedler 
durch Frankreich, der hieß Peter von Amiens [cmtiang], Dieser war 
im heiligen Lande gewesen und schilderte die Leiden, welche die Christen 
dort zu erdulden hatten. 
Barhäuptig und barfuß, in einer Mönchskutte, mit einem Stricke umgürtet, 
ein Crucchx in der Hand, zog Peter auf einem Esel von Stadt zu Stadt. Seine 
hagere Gestalt mit den glühenden Augen und dem langen, bis zum Gürtel reichen* 
den -oarte gab Zeugnis für die Wahrheit feiner Erzählung. Und wenn er die 
Herzen Jetnet Zuhörer mit Trauer und Zorn erfüllt hatte, so berichtete er, daß der 
im Traumgesicht erschienen sei und ihm den Befehl gegeben habe, 
die -Völker des Abendlandes aufzurufen zum heiligen Kampfe gegen die Türken. 
2) Auf seinem weiteren Zuge durch Italien kam Peter auch nach Rom 
zum Papst Urban II. Der wurde durch seine Botschaft so tief ergriffen, 
daß er im Jahre 1095 eine Kirchenversammlung zu Clermont 
(im südlichen Frankreich) abhielt. 
_ In einem weiten Kreise um die Stadt lagerte das Volk: denn es waren 
14 Erzblfchöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte, eine große Anzahl Fürsten und Ritter er- 
schienen. Denen berichtete zuerst Peter in begeisterter Rede von den Greueltaten 
Oer Surfen. Dann erhob sich der Papst selbst und forderte die Christen auf, das 
hetltge Land den Türken zu entreißen. Da erscholl der begeisterte Ruf: „Gott 
" Geistliche tote Fürsten und Ritter, sowie zahllose freie Männer hef¬ 
teten sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, zum Zeichen, daß sie den 3na 
nach dem heiligen Lande unternehmen wollten. Und um den Eifer dazu iu stärken 
verkündigte der Papst jedem Teilnehmer am Zuge vollständige Vergebung feiner 
x) Vertrag zwischen dem Papste und dem Kaiser.
	        
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