Full text: Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen

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Aber nie hat Friedrich etwas ungerecht „mit eisernen Zähnen" an 
sich gerissen. Nur sein Erbland hielt er zusammen und erweiterte es durch 
Kauf oder Erbschaft; so kamen an Brandenburg die Neumark, Teile 
der Altmark und der Priegnitz. 
c. Albrecht (1470—1486), der wegen seiner ungestümen Tapferkeit 
Achilles') genannt wurde, fühlte sich auf seiner Kadolzbnrg im schönen 
Frankenlande heimischer, als in der armen Mark. Denn dort ließ sich 
noch in manch' blutiger Fehde Kampfruhm erwerben, und Albrechts Wahl- 
spruch war: „Kein rühmlicherer Tod, denn in der Mitte der Feinde!" 
Dazu war Albrecht zugleich ein stolzer Herr, und deshalb hatte er in der 
Mark wenig Freunde. Daher ließ er Brandenburg durch seinen Sohn 
Johann als Statthalter regieren. Unter seiner Regierung sind Kr ossen, 
Züllich au und Sommerfeld mit den zugehörigen Gebieten an Branden- 
bürg gekommen. Sein wichtigstes Regierungswerk aber war das Höh en- 
zollernsche Hausgesetz (von 1473), wonach das Kurfürstentum 
Brandenburg stets ungeteilt dem ältesten Sohne oder dessen Erben zu- 
fallen sollte. 
d. Johann (1486—1499), der unter den Märkern aufgewachsen war, 
dachte und fühlte wie sie und liebte das Land. Da er selbst als Statt¬ 
halter sich kärglich hatte behelfen müssen, so zeichnete Sparsamkeit und 
Ordnung sein Regiment aus. Die ersparten Summen bestimmte er zur 
Gründung einer Universität; denn er schätzte die Wissenschaften (nannte man 
ihn doch wegen seiner Fertigkeit, lateinisch zu reden, ©icero)2) und sah 
in ihrem Aufblühen einen Segen für fein Land. Aber fein früher Tod 
hinderte die Ausführung dieses Planes. 
e. Joachim I. (1499—1535). 1) Joachim gelangte als ein Jüngling 
von fünfzehn Jahren zur Regierung. Da glaubten die Raubritter, daß 
die alte Zeit wiedergekehrt sei, in der sie ungestraft „vom Stegreif leben" 
konnten, und selbst von den Hofleuten ging mancher bei Nacht auf Wege- 
lagerei. Aber der Kurfürst trat fest und entschieden gegen das räuberische 
Unwesen auf. Wohl wollten die übermütigen Ritter sich dem Kurfürsten 
nicht beugen: „Jochimke, Jochimke hüte dy; fange wy dy, so hange wy 
dy!" schrieben sie frech an sein Schlafgemach; ja sie lauerten ihm sogar 
im Hinterhalt auf, als er einst zur Jagd in die Cöpenicker Heide zog. 
Aber mit unerbittlicher Strenge bestrafte Joachim die Schuldigen, und 
in einem Jahre ließ er siebzig dieser Raubritter hinrichten. Als man dem 
Kurfürsten vorstellte, daß es nicht wohlgethan sei, so viel ritterliches Blut 
zu vergießen, gab er zur Antwort: „Ich habe kein ritterliches Blut ver- 
gössen, sondern nur das von Räubern und Mordbrennern!" — Um auch 
die Ritter dem Landesrechte zu unterwerfen, richtete Joachim das Kammer¬ 
gericht zu Berlin ein. Sodann gründete er, um die Geistesbildung 
im Lande zu heben, die Universität zu Frankfurt a.D. (1506). 
Dadurch war der Ruhm Joachims fo hoch gestiegen, daß man ihn als 
Nestor3) pries und er das meiste Ansehen unter den Kurfürsten genoß. 
!) Nach einem griechischen Helden, der im trojanischen Kriege Ruhm erwarb. 
2) Nach einem berühmten römischen Redner. 3) Nach einem hochbetagten weisen 
Krieger, der ebenfalls am trojanischen Kriege teilnahm.
	        
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