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Napoleons. — Welche Wirkungen übte dieser Sieg auf das
deutsche Volk aus? Der Jubel des deutschen Volkes; die Feier des
Sedansestes. — Warum feiern wir noch heute den 2. September
als Nationalfesttag? Die Schmach, die dem König Wilhelm und
damit dem deutschen Volke angethan worden, war gerächt; der fremde
Eroberer war vom Throne gestürzt, und das stolze Frankreich lag ge-
demütigt vor dem sieggekrönten, lorbeerumrankten Siegesheld. — Die
deutsche Einigkeit aber, die unsere Väter Jahrzehnte hindurch vergeblich
erstrebt, sie war auf den blutgetränkten Gefilden vor Sedans Thoren
erstritten und für ewig geschmiedet worden.
Zusammenfassung: Der Tag von Sedan und seine Folgen.
Ob mit Napoleons Gefangennahme der Krieg zu Ende
war?
4. Der Festungskrieg.
Warum wurde der Krieg weitergeführt? Das Ziel war noch
nicht vollständig erreicht; denn noch waren Metz und Straßburg und
mit ihnen Elsaß-Lothringen, die einst Ludwig XIV. dem Reiche geraubt,
in den Händen der Feinde. So lange diese im Besitze der Franzosen
waren, war an einen dauernden Frieden nicht zu denken. (Wert der
beiden Festungen!) — Die Franzosen dachten aber auch nicht an einen
Friedensschluß. Sie waren durch das siegreiche Vordringen der Deutschen
heftig erregt, schoben die Schuld dem Kaiser zu, setzten diesen deshalb ab
und suchten nunmehr die Schmach zu rächen. — Wie kam es, daß
dies nicht gelang? Das Heer, das bei Sedan gesiegt hatte, mar-
schierte nun direkt auf Paris zu, und am 19. September ward die Haupt-
stadt Paris von 150000 deutschen Kriegern eingeschlossen. — Wie war
dies möglich? Eine große Armee war bei Sedan in Gefangenschaft
geraten, während die anderen zwei in Metz und Straßburg eingeschlossen
waren. Frankreich war ohne Heer. — Was hatte das Erscheinen
der deutschen Truppen vor Paris zur Folge? Frankreich knüpfte
Unterhandlungen an. Bedingungen? Abbruch der Verhandlungen. —
Wie kam es. daß sich die Hoffnungen der Franzosen nicht er-
füllten? Metz und Straßburg wurden nach langer Belagerung zur Über-
gäbe gezwungen; ein zweites Heer geriet in Gefangenschaft. Die deutschen
Heere, die die beiden Festungen belagert hatten, wurden frei und konnten
ebenfalls nach Paris vorrücken. Jetzt war die Lage der Pariser gefähr-
lich. — Wie suchten die Franzosen Paris zu befreien? Alle
am Männer wurden zu den Waffen gerufen, und in kurzer Zeit
en drei Heere im Felde. Das eine rückte von Süden her über die
Loire, während das andere von Norden heranmarschierte und die dritte
Armee nach Osten zog. — Warum rückten die neuen Heere in
dieser Weise vor? Die Süd- und Nordarmee wollte den Deutschen,
die vor Paris standen, in den Rücken fallen, während die Besatzung
dieser Stadt einen Ausfall nach vorn zu machen beabsichtigte. So
glaubte man Paris zu retten. Die Ostarmee aber sollte in Süddeutsch-
lernt) einfallen, die französischen Gefangenen befreien, den Deutschen die
Zufuhr aus der Heimat abschneiden und die deutschen Heere voll-
ständig einschließen. — Warum konnten die Entsatzheere nichts
erreichen? Die Heere wurden trotz ihrer Stärke vollständig geschlagen;
es waren meist Leute ohne militärische Ausbildung, denen die Ausdauer