Full text: [Bd. 2 = Oberstufe] (Bd. 2 = Oberstufe)

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Zur Belebung. 
Ausrüstung des deutschen Heerbannes. 
Schreiben Karls des Großen vom Jahre 802 an den Abt des Klosters Niederaltaich. 
„Wir gebieten Dir, Dich am 17. Juni in Staßfurt an der Bode als dem 
festgesetzten Sammelorte, pünktlich einzufinden. Du sollst aber mit Deinen Leuten 
so vorbereitet dahiu kommen, daß Du von da, wohin immer der Befehl ergeht, schlag- 
fertig ziehen kannst, nämlich mit Waffen und Gerät und andern Kriegserforderniffen 
an Lebensmitteln und Kleidern, daß jeder Reiter Schild und Lanze, ein zweihändiges 
und ein kurzes Schwert, Bogen und Köcher mit Pfeilen habe. Dann, daß Ihr habet 
auf Euren Wagen: Hacken, Keile, Mauerbohrer, Äxte, Grabscheite, eiserne Schaufeln, 
und was sonst im Kriege nötig ist. Die Vorräte müssen vom Sammelplatze an auf 
drei Monate reichen, Waffen und Kleider auf ein halbes Jahr. Insbesondere aber 
gebieten wir Euch, wohl darauf zu achten, daß Ihr in guter Ordnung zu dem ange- 
gebenen Orte zieht, durch welchen Teil unsers Reiches Euch der nächste Weg führt, 
nämlich, daß Ihr Euch nicht untersteht, irgend etwas zu nehmen, außer Futter für 
das Vieh und Holz und W äff er. Die Leute eines jeden von Euch sollen bis zur An- 
fünft am Sammelplatze immer neben den Wagen und Reitern gehen, damit die Ab- 
Wesenheit des Herrn nicht Gelegenheit zu Übertretungen gebe. 
Was Du sonst noch an nnsern Hof zu liefern hast, das sende uns Mitte Mai 
dahin, wo wir uns aufhalten, wenn nicht etwa gerade Dein Zug dahin trifft, daß 
Du uns dasselbe persönlich übergeben kannst. 
Dies wünschen wir sehr. Laß Dir keine Nachlässigkeit zu schulden kommen, so 
so lieb Dir unsre Gnade ist!" 
g) Die Gaueinteilung. 
A. Darbietung: Die Herzogsgewalt hatte Karl der Große in seinem 
Reiche abgeschafft. Das ganze Land hatte er in kleinere Bezirke ein- 
geteilt, welche Gaue genannt wurden. An die Spitze dieses Gaues stellte 
er einen Beamten, der Gaugraf genannt wurde. Dieser Gaugraf hatte 
das Gerichtswesen unter sich, er hatte ferner die königlichen Güter in seinem 
Bezirke zu verwalten und war der Führer des Heerbannes. Das Ge- 
rieht hielt er mit sieben freien Männern ab, die Schöffen genannt 
wurden, nur dreimal im Jahre mußten zu Gerichtstagen alle freien 
Männer erscheinen. Der oberste Richter aber war der Kaiser. 
Kaiser Karl ließ aber auch die Gaugrafen beaufsichtigen. Zu diesem 
Zwecke schickte Karl alle Jahre je zwei hohe Beamte in die einzelnen 
Gaue. Man nannte diese beiden die Königsboten oder auch die Sendgrafen. 
Einer von beiden war immer ein hoher Geistlicher. Dieser revi- 
bierte die Kirchen und Klöster, während der andre nachsah, was der 
Gaugraf getan hatte. Er besichtigte die königlichen Güter, hielt Gericht 
und nahm Klagen gegen den Gaugrafen entgegen. 
Karl der Große selbst reiste auch viel im Lande umher und sah nach 
dem Rechten. In jedem Jahre hielt Karl das sogenannte Maifeld ab. 
Dieses war eilte Reichsversammlung. Was hier beschlossen wurde, galt 
für das ganze Reich. Karl ließ diese Gesetze ausschreiben. 
B. Vertiefung: Welche Würde hatte Karl der Große in seinem 
Reiche abgeschafft? Welches war der letzte Herzog in seinen Landen ge- 
Wesen? (Tassilo.) Welche Gründe hatte Karl für die Abschaffung der 
Herzogsgewalt? (Die Herzöge hinderten die gleichmäßige Verwaltung des
	        
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