Full text: Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen

30 III. Die Zeit der Lehen-herrschaft. 
Reichstag geladen, um sich wegen seines Treubruchs zu verantworten. 
Trotz viermaliger Ladung erschien er nicht. Nun ereilte ihn die Reichs- 
acht, und er verlor seine beiden Herzogtümer, sämtliche Reichsämter und 
Reichslehen. (1180.) Nun verließen ihn die Freunde, und die Feinde 
fielen von allen Seiten in sein Land. Da geriet der geächtete Herzog 
m solche Bedrängnis, daß er Hilfe beim Kaiser suchte, sich ihm zu Füßen 
warf und um Gnade flehte. Das Wort der Kaiserin hatte sich erfüllt 
Friedrich Barbarossa aber gedachte der früheren Freundschaft und des 
Tages, da ihm der Löwe das Leben gerettet, und hob ihn tröstend 
auf. Freilich konnte der Kaiser die Strafe nicht erlassen, aber er 
milderte sie in mehrjährige Verbannung. Mit Weib und Kind mußte 
der Herzog fein Land verlassen. Ihm blieben nur die Stammgüter 
Braunschweig und Lüneburg. Das Herzogtum Sachsen zer- 
splitterte in kleinere Herzogtümer und Fürstentümer mit neuen Namen; 
nur in den Gebieten zwischen Harz und Elbe hat sich der Name Sachsen 
erhalten. Bayern kam damals an die Wittelsbacher, die noch heute 
darin regieren. 
Reichstag und Reichsacht. Galt es, des Reiches Nutz und Frommen zu be- 
raten, einen Kriegszug anzuordnen, Belehnungen vorzunehmen, über Ungetreue qeaen 
Kaiser und Reich zu richten n. a.. so lud der Kaiser die Fürsten des Reichs zu einer 
Versammlung, die den Namen Reichstag führte. Bei den Verhandlungen nahm 
der Kaiser seinen Platz auf einem Throne; die Fürsten ließen sich um den Thron 
meder, während das Volk an den Eingängen stand. Wie bei Gericht, wurde auch 
auf dem Reichstage gefragt, geantwortet und geurteilt. Lagen Vergehen gegen Kaiser 
und Reich vor. so wurde über den Misfethäter die Reich sacht verhängt. Dann hieß 
es: „Das urteilen wir und ächten dich und nehmen dich von und aus allen Rechten 
und setzen dich in alles Unrecht; wir teilen deine Hauswirtin zu einer wissenhasten 
Witwe und deine Kinder zu wahrhaftigen Waisen, deine Lehen dem Herrn, dein Erb 
und Eigen deinen Kindern, deinen Leib und dein Fleisch den Tieren in den Wäldern, 
den Vögeln in den Lüften und den Fischen in den Wassern. Wo ein jeglicher Mann 
Fried und Geleit hat, da sollst du keius haben, und wir weisen dich in die vier 
Straßen der Welt." War der Geächtete ein Fürst, so wurde ihm sein Lehen ge- 
nommen und der Reichskrieg gegen ihn eröffnet, damit die Acht an ihm vollstreckt 
wurde. 
3. Barbarossas Kreuzzug und Tod. 1190. Im hohen Alter 
unternahm Friedrich Barbarossa einen Kreuzzug. Siegreich durchzog 
er Kleinasien, aber das heilige Land erreichte er nicht. Am Kalikadnos, 
einem Flusse in Kleinasien, führte sein Sohn den Vortrab, er selbst 
befand sich im Hintertreffen. Weil aber die Brücke über den Strom 
nur schmal war, stockte der Zug. Der Kaiser wollte mit seinem Pferde 
den Strom durchschwimmen, hatte aber nicht mehr so viel jugendliche 
Kraft als jugendlichen Mut; die Wellen rissen ihn fort. Als Hilfe kam, 
war er bereits entseelt. Das war am 10. Juni 1190. In der Heimat 
wollte niemand an die Trauernachricht glauben; das Volk meinte: der 
Kaiser Friedrich ist niemals gestorben, er wird einst wiederkommen, des 
Reiches Herrlichkeit neu aufzurichten.
	        
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