V. Die Zeit der Reformen.
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Luther und Zwiugli kamen in Marburg zusammen (1528), um eine
Einigung herbeizuführen, doch sie gingen unverrichteter Sache auseinander.
Zwingli und Calvin fanden viele Anhänger und machten sich auch von
der katholischen Kirche los. Sie erhielten den Namen Reformierte.
Neben der Bibel galt der Heidelberger Katechismus für bie Re¬
formierten fortan als Richtschnur.
39. Wie Kuther zum Reformator der Kirche heranwuchs.
1. Daheim und auf der Schule. Martin Luther wurde am
10. November 1483 zu Eislebeu als Sohn eines Bergmanns geboren.
Von Eisleben zogen die Eltern nach Mansfeld. Sie waren arme Leute
und mußten sich's blutsauer werden lassen, der Vater im Bergwerk und
die Mutter daheim. Schon als kleiner Knabe mußte Martin mit der
Mutter in die Berge gehen, Holz lesen und es gleich ihr auf dem
Rücken heimtragen. Vater und Mutter hielten die Kinder streng und
früh zur Arbeit. Luther erzählt selbst von seiner Jugend: „Mein
Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh und ihm gram
ward, und es währte lange, bis er mich wieder zu sich gewöhnte.
Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß
das Blut danach floß. Aber sie meinten es doch herzlich gut." Wie
das Elternhaus, so hielt auch die Schule strenge Zucht. Luther ist
da einmal an einem Vormittag fünfzehnmal hintereinander gestrichen
worden. Damit er weiter käme, schickten die Eltern ihn nach Magde-
bürg, später nach Eisenach in die Schule, wo er sich, wie die meisten
Schüler der damaligen Zeit, das Brot vor den Thüren ersingen mußte.
In Eisenach gewann ihn die Frau Cotta um seines andächtigen
Singens willen lieb und nahm ihn an ihren Tisch. Mit dem acht-
zehnten Jahre zog Luther auf die Universität Erfurt, weil der Vater
wünschte, daß er ein Rechtsgelehrter werde. Luther studierte mit
großem Fleiße; fing alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebete
an; denn sein Wahlspruch war: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte
studiert." Einstmals fand er in der Bibliothek eine lateinische Bibel,
die er zuvor nie gesehen. Mit Verwundern bemerkte er, daß viel mehr
darin stand, als in den Kirchen gelesen und ausgelegt wurde. Bon
Grund des Herzens wünschte er, Gott wolle ihm auch einst solches
Buch bescheren. Der Wunsch ist ihm später reichlich erfüllt worden.
Als er einst schwer krank war, besuchte ihn ein alter Priester und sprach
tröstend: „Mein Lieber, seid getrost; ihr werdet dieses Lagers nicht
sterben; unser Gott wird noch einen großen Mann aus euch machen;
denn wen Gott lieb hat, dem legt er zeitlich das heilige Kreuz auf."
2. Im Kloster. Das weltliche Treiben auf der Universität gefiel.
Luther auf die Dauer nicht Als ihn einst der plötzliche Tod eines
Freundes an sein eigenes Sterben erinnerte, und als in demselben
Jahre ein Blitzstrahl dicht neben ihm in die Erde fuhr, gelobte er:
„Hilf, liebe Sankt Anna, ich will ein Mönch werden!" In der
Hoffnung, sich im Kloster die Seligkeit verdienen zu können, führte er
Tecklenburg, Deutsche Geschichte. 4