— 103 —
Wie weit auch die griechischen Maler in der Kunst täuschender Natur-
Nachahmung gekommen ^.sind, zeigt die über Zeuxis und Parrhasius berichtete
Erzählung von den Trauben, die nach den Vögel pickten, und dem darüber gemalten
Vorhang. Ein Wandgemälde in Pompeji, das die Opferung der Iphigenie dar-
stellt, wird auf ein berühmtes Bild von Timanthes zurückgeführt; vgl. Lessings
Laokoon II. Stück. Apelles aus Kolophon war der berühmteste aller griechischen
Maler, nur von ihm wollte Alexander gemalt, wie nur von Lysipp in Erzguß dar¬
gestellt werden.
IV. Die Zeit der Auflösung 338—146 v. Chr.
Überblick und Einteilung. Der 4. Zeitraum der griechischen
Geschichte, in welchem die Griechen ihre politische Selbständigkeit vollends
einbüßten, während ihre geistige Bildung ungeahnten Einfluß auf den Orient
wie auf die Römer erlangte1, zerfällt in drei der Daner nach ungleiche
Abschnitte:
1. Die Zeit Alexanders, 336—823. In überraschend schnellem
Siegeslauf zerstörte der große Macedonier das Perserreich und bahnte eilte
griechisch-orientalische Weltherrfchaft an, starb aber zu früh, um ben Bestaub
berfelben zu sichern.
2. Die Übergangszeit ber Diabochen2, 323—281. Da
Alexanber feinen münbigen Erben hinterlassen hatte, so traten seine Feld-
herren bas Erbe an, gerieten aber über ben Besitz ber Herrschaft in Streit.
Die 40jährigen Kämpfe ber Felbherrnkönige enbigten bamit, baß bas Reich
Alexanbers in brei große unb mehrere kleine Staaten zerfiel.
3. Die Zeit ber hellenistischen Reiche unb bas Eingreifen
ber Römer in bie Geschicke bes griechischen Ostens, 281—146.
Die großen hellenistischen Reiche bes Orients gewannen trotz ihres Reichtums
an geistigen unb materiellen Gütern feinen geschlossenen Zusammenhalt. Das
maeebonische Königreich unb das verarmte unb burch Zwist entkräftete
Griechenlanb fielen zuerst ben römischen Eroberern anHeim.
1 *Vgl. Ranke: „Bei der wärmsten Teilnahme für die Freiheit von Griechenland
ist man, die universalen Verhältnisse überlegend, doch versucht, den Ersatz für dieselbe
darin zu finden, daß eine wahrhafte Welteinwirkung des griechischen Geistes erst unter
der Herrschaft der Macedonier begann."
* D. i. Nachfolger, v. Siadfyofiai.