Worwort.
Die Sagen von den Göttern und Helden der Alten sind so sehr
in die Schriften der Griechen und Römer verflochten, daß ohne
Kenntnis dieser Sagen das Verständnis derselben mindestens sehr
erschwert ist. Aber auch die Schriftwerke der neueren Völker, ins-
besondere der Deutschen, enthalten so viele Hindeutungen und
Anspielungen auf die alte Götter- und Heroenwelt, daß für einen
gebildeten Menschen eine gewisse Kenntnis der alten Götter- und
Heldensage, wenn nicht gerade durchaus notwendig, so doch sehr
wünschenswert erscheinen muß. Bei dem Unterricht auf den
höheren Lehranstalten dürfen daher diese Sagen des Altertums
keineswegs vernachlässigt werden.
Ohne Zweifel sind die unteren und mittleren Klassen der
höheren Lehranstalten diejenige Bildungsstufe, wo die Schüler mit
jenen Sagen bekannt gemacht werden müssen. Denn, abgesehen von
anderen Gründen, die dieses erfordern, ist gerade in dem Alter
das jugendliche Gemüt für die Sagen besonders empfänglich, und
dieselben prägen sich dem Gedächtnis für das ganze Leben unaus-
löschlich ein. Da aber für diesen Zweck keine besonderen Unterrichts-
stunden angesetzt sind, und für die Erfüllung desselben nur nebenbei
in solchen Unterrichtsstunden gesorgt werden soll, welche dazu Gelegen-
heit bieten, so ist es leicht begreiflich, daß die Sagen den Schülern
nur bruchstückweise und unvollständig mitgeteilt werden. Ja, nur
zu oft unterbleibt dieses ganz und gar. Daher denn die große Unbe-
kanntschaft mit den Sagen des Altertums selbst bei den Schülern
der oberen Klassen. Aber die Dürftigkeit des Unterrichts ist nicht
die alleinige Ursache dieser Unkenntnis; ganz gewiß trägt dazu sehr
viel der Umstand bei, daß es für die oben bezeichnete Bildungsstufe