Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Das Mittelalter. 
mährisches Reich und wurde nun Nachbar Deutschlands. Bei der nach Arnulfs 
Tode herrschenden Schwäche unternahmen sie gegen dieses Jahr um Jahr 
Raubzüge bis Bremen, Basel und Metz, und ebensowenig verschonten sie Ober- 
italien, wo sie 900 an der Brenta das Heer Berengars von Friaul auf- 
rieben. Sie erschienen den Deutschen als Hunnen, da sie deren Wohnsitze 
innehatten und denselben an Häßlichkeit, Wildheit und Kampfesweise glichen. 
Auf ihren ausdauernden Pferden setzten sie über Flüsse und Ströme, fanden 
instinktartig die Wege durch Gebirge und Wälder, überfielen blitzesschnell und 
verschwanden ebenso rasch, wenn sie einem Heere die Spitze nicht bieten wollten. 
Wie die Parther sprengten sie gegen den Feind, schössen ihre Pfeile und 
wandten sich zur Flucht; gelang es ihnen, auf diese Weise den Gegner zu 
verwirren, dann hieben sie ein und ritten das Fußvolk nieder. Nachdem ihre 
Kraft sich an dem geeinigten Deutschland gebrochen und das Christentum bei 
ihnen Boden gewonnen hat, wird Ungarn zur Vormauer Deutschlands gegen 
die Stürme neu erscheinender asiatischer Barbaren. Hinter den Petschenegen 
folgen die gleichfalls türkischen Kumanen, von den Russen Polowzer genannt, 
die Vorläufer der Türken, denen endlich das byzantinische Reich erliegt. 
5. Das öyzantinische Weich (717—1056). 
Gegen die unaufhörlichen Völkerstürme der Araber, Südslaven, der tür- 
kischen und finnischen Stämme, der Normannen und Russen widerstand das 
byzantinische Reich nur durch die Überlegenheit seiner Kultur und blieb trotz 
verlustreicher Kämpfe immer noch der Schildhalter an den Thoren Europas 
und Asiens. Es war ein Vorteil, daß der Kaiser über die ganze Kraft seines 
Reiches unumschränkt verfügen konnte. Bei geregelter Finanzverwaltung besaß 
er einen Staatsschatz und bezog regelmäßige Einkünfte, die ihm gestatteten, 
aus den Barbaren Heere zu werben und zum Schutze des Reiches und der 
Hauptstadt eine Seemacht zu unterhalten. Mit Recht glaubte man, Kon- 
stantinopel könne nicht fallen, solange es das Meer frei habe. Diese Haupt- 
festung war zugleich der erste Handelsplatz der Welt, der den Verkehr zwischen 
Europa und Asien vermittelte und mit dem russischen Nowgorod ebensogut 
in Verbindung stand wie mit Italien, Frankreich und Deutschland. Auch 
der Gewerbefleiß hatte sich hier erhalten. Handel und Industrie aber waren 
die Hauptquellen, welche dem Staatsschatze die besten Zuflüsse gaben. 
Die bilderstürmenden Kaiser (717—842). Nach den un¬ 
bedeutenden Nachfolgern des Kaisers Heraklius bemächtigte sich der Jsaurier 
Leo III. 717 des Thrones und rettete Konstantinopel vor den Arabern, 
stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in arge Ver- 
wirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen haben. Der 
Kalife Jezid ließ 723, den Vorschriften des Korans zufolge, der jede bild-
	        
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