Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

378 Zeitalter der Kämpfe um bürgerliche und nationale Freiheit. 
französischen Einfluß in Ägypten zu vernichten und die Regierung des Khedive 
ganz unter seine Botmäßigkeit zu bringen. 
Das Direktorium ging bereitwillig auf die Vorschläge des kühnen Generals 
ein; denn es wünschte denselben, wenn man den Behauptungen Bonapartes 
Glauben schenken darf, aus Frankreich zu entfernen, da seine Überlegenheit 
dem Direktorium gegenüber zu sehr an den Tag trat. Die Rüstungen wurden 
öffentlich noch als direkt gegen das Jnselreich gerichtet erklärt. Die Streit- 
kräfte, die in und um Toulon sich sammelten, hießen der linke Flügel der 
„Armee von England". Am 19. Mai schiffte sich Bonaparte mit 40000 Mann 
seiner trefflichen italienischen Truppen, begleitet von 120 Ingenieuren, Mecha¬ 
nikern und Gelehrten, ein; 467 Schiffe, eine der größten Flotten, die Frank- 
reich je ausgerüstet, stachen in See, als der Wind von Norden her blies und 
das lauernde englische Geschwader trieb, seinen Hinterhalt zu verlassen. Erst 
auf hoher See erfuhren die Soldaten das Ziel der Fahrt; durch geschickte 
Wendungen täuschte Bonaparte den verfolgenden Admiral Nelson, der ihn ver- 
geblich im Golf von Neapel und in den Gewässern Siciliens gesucht hatte 
und früher nach Alexandrien kam als die französische Flotte, die absichtlich 
auf Umwegen — statt an der Nordküste von Afrika um die Südküste von 
Kreta — steuerte und bereits am 13. Juni (1798) Maltas Übergabe er¬ 
langt hatte. Die Ordensritter waren vollständig überrascht durch die Ankunft 
der französischen Flotte; der Großmeister, der unfähige Baron von Hompesch, 
verlor den Kopf und wagte keinen Widerstand. Freilich war der Orden längst 
unterminiert; seit einem Jahre hatte Bonaparte französische Johanniter be- 
stochen. La Valetta, die unüberwindliche Festung, ergab sich ohne Schuß; 
1200 Kanonen — in einzelnen Wallkanonen hatten sich Dohlen eingenistet —, 
eine Masse Kriegsvorrat aller Art, einige Millionen an Gold und Silber und 
sechs Kriegsschiffe fielen in Bonapartes Gewalt; 267 Jahre war Malta im 
Besitze des Ordens gewesen, 28 Ordensmeister hatten den Stab geführt, dar- 
unter nur ein deutscher — der letzte! Die Güter des Ordens wurden mit 
Beschlag belegt, die Ritter mit armseligen Pensionen abgespeist. 
Nelson war kaum von Ägypten nach Syrien abgesegelt, da traf die fran- 
zösische Flotte am 1. Juli vor Alexandrien ein; am 2. nahm Bonaparte 
die Stadt im Sturm, ließ sie aber nicht plündern, wie er denn überhaupt 
dem ägyptischen Volke in einer Proklamation verkündete: er käme nicht als 
Feind des Sultans; die Franzosen hätten den Papst besiegt, die Malteser 
vernichtet, seien keine Feinde des Propheten und wollten nur Ägypten von 
den Mamelucken befreien. 
Die Mamelucken waren eine trefflich gerüstete, berittene Kriegsschar, die 
sich immer selbst ergänzte und unter 24 Beys, fast unabhängig vom Sultan, 
stand. Von den Türken und Arabern waren sie wie das Schwert gefürchtet,
	        
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