27. Die Jugendjahre Kaiser Wilhelms I.
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Jugend auf den Kriegsdienst lernen. Seine Laufbahn als Soldat be¬
gann der Prinz schon im Jahre 1807. Als am Neujahrsmorgen die
ganze königliche Familie, die damals in Königsberg war, dem ge¬
liebten Vater ihre Glückwünsche darbrachte, sagte er zu seinem Sohne
Wilhelm: „Da an Deinem Geburtstage vielleicht keine Gelegenheit sein
wird, Dich ordentlich einzukleiden, weil Ihr nach Memel müßt, so
ernenne ich Dich schon heute zum Offizier und habe Dir auch eine
Uniform anfertigen lassen."
2. Bis über sein 16. Jahr hinaus hatte der Prinz einen schwäch¬
lichen Körper. Daher ließ ihn sein Vater beim Beginn des Befreiungs¬
krieges nicht sogleich mit in den Kampf ziehen. Es konnte seine Mutter
im Jahre 1808 an ihren Vater über ihn also schreiben: „Unser Sohn
Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater, einfach,
bieder und verständig; auch in seinem Äußern hat er die meiste Ähn¬
lichkeit mit ihm." Nach der Schlacht bei Leipzig gestattete der König
dem Prinzen die Teilnahme am Befreiungskämpfe. Im Februar
1814 lieferten die verbündeten Truppen in Frankreich dem Feinde eine
Schlacht bei Bar sur Aube,* *) in welcher sich der Prinz auszeichnete.
Die Preußen und Russen hatten sich auf den Weinhügeln festgesetzt,
wurden aber von den an Zahl überlegenen Franzosen zurückgedrängt.
Der König setzte sich mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm
an die Spitze eines Kürassier-Regiments und versuchte, den Platz wieder
zu gewinnen. Sie befanden sich einige Zeit in so heftigem Gewehr¬
feuer, daß ein Oberst sich vor den König warf und ihn beschwor, sich
nicht länger der drohendsten Gefahr auszusetzen. Als der König die
gelichteten Reihen eines russischen Infanterie-Regiments sah, sagte er
zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige Dich,
was das für ein Regiment ist, und von welchem Regimente die vielen
Verwundeten sind, die sich jeden Augenblick mehren!" Rasch gab der
Prinz dem Pferde die Sporen und sprengte zu den fechtenden Bataillo¬
nen zurück. Ohne Angst erkundigte er sich nach dem Namen des Re¬
giments, überzählte die Verwundeten und überbrachte seinem königlichen
Vater die Nachricht von dem, was er gesehen und gehört hatte. Der
König sagte keiu Wort, aber die Umgebung desselben sah mit Stolz
auf den mutigen Prinzen. Dieser schien gar nicht zu wissen in welcher
Gefahr er sich befunden hatte.
3. Am 8. Juni 1815 fand in der Kapelle des Schlosses zu
Charlottenburg**) in Gegenwart der ganzen königlichen Familie
die feierliche Einsegnung des Prinzen Wilhelm statt. In dem Glaubens¬
bekenntnisse, das derselbe selbst verfaßt hatte, sagte er unter anderem:
„Ich will mich meines hohen Standes wegen nicht für besser halten
als andere Menschen. Meines Gottes will ich überall gedenken, an ihn
will ich in allen Dingen mich wenden und im Gebete mit ihm meine
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*) Sprich: Bar ßür Ohb. "I Sprich: Scharlottenburg. :le
Schuibu-jhung
Braun schweig
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