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9. Die Kaiserin Augusta. Die Kaiserin Augusta war 60 Jahre
lang die treue Lebensgefährtin Kaiser Wilhelms. Am 30. September
1811 als Prinzessin von Sachsen-Weimar geboren, wuchs sie zu einer durch
Frömmigkeit und Mildthätigkeit gleich ausgezeichneten Prinzessin
heran. Durch ihre Milde und Leutseligkeit gewann sie nach ihrer Ver¬
mählung mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen im Fluge die Verehrung
der Berliner Bürgerschaft. Als sie in Koblenz lebte, ließ ihr herablassendes
und liebenswürdiges Wesen die Herzen der Rheinländer bald hoch für sie
schlagen. - In herrlicher Weise hat Augusta als Königin und Kaiserin
die auf sie gesetzten Hoffnungen erfüllt. Als rechte Landes mutter stand
sie während der Kriegszeiten an der Spitze der Vereine, die in großartiger
Weise für die Truppen im Felde und für die Pflege der Verwundeten sorgten.
Der von ihr 1866 gegründete „Vaterländische Frauenverein" soll nicht
nur im Kriege, sondern auch in Friedenszeiten Hilfsbedürftige und Not¬
leidende unterstützen. Thränen zu stillen, Wunden zu heilen, Kummer
zu lindern und frohe und glückliche Menschen zu machen, sah sie überhaupt
als ihre Lebensaufgabe an. Eine ganze Reihe von Wohlthätigkeits¬
und Erziehungsanstalten hat sie ins Leben gerufen und unterstützt.
Ihre stille Wirksamkeit als Trösterin und Helferin bei Kranken, Notleidenden
und Bedrängten wird unvergessen bleiben. Im Jahre 1879 feierte sie mit ihrem
Gemahl das seltene Fest der goldenen Hochzeit, und mit unbegrenzter
Verehrung schaute gauz Deutschland auf feine ehrwürdige Kaiserin. Aber
Kronen schützen nicht vor Thränen! Der unerbittliche Tod raubte ihr
uach einander den hohen Gemahl und den vielgeliebten, einzigen Sohn. Nur
ihr unerschütterliches Gottvertrauen konnte die Dulderin in dieser Zeit
aufrecht halten. Zwei Jahre überlebte sie diese Schicksalsschläge. Am 7.
Januar 1890 hat Kaiserin Augusta ihr müdes Haupt zur ewigen Ruhe
niedergelegt; sie ruht an der Seite Kaiser Wilhelms.
10. Kaiser Wilhelms Ratgeber und Heerführer. Großen Scharfblick
zeigte Kaiser Wilhelm in der Wahl seiner ersten Ratgeber; aus den,Millionen
seiner Unterthanen wählte er die richtigen Männer für die wichtigsten Ämter aus.
a) Otto von Bismarck wurde am l. April 1815 zu Schön-
Hausen in der Altmark geboren. 1862 berief ihn König Wilhelm zum
e r st e n M i u i st e r, und von dieser Zeit war er der t r e u e st e Berater des
Königs. Sein Scharfblick in der Leitung der Regieruugsgeschäfte hat dem
deutschen Volke vornehmlich die Unabhängigkeit und Einheit gebracht; nach
dem letzten Kriege wurde er darum zum deutschen Reichskanzler ernannt
uud in den Fürstenstand erhoben. Bis in sein hohes Alter blieb Bismarck
rüstig, uud seine angestrengte Thätigkeit war von großem Segen für das
deutsche Reich. Auch unserem Kaiser Wilhelm II. konnte er noch mit seinem
erfahrenen Rate zur Seite stehen. Erst im Jahre 1890 trat er in den Ruhe¬
stand und lebte seitdem meistens auf seinem Gute Friedrichsruh bei
Hamburg. Endlich begann auch seine Lebenskrast nachzulassen, und am
30. Juli 1898 verschied der erste Kanzler des neuerstandenen deutschen Reiches.
b) Helmut von Moltke, Generalfeldmarschall, im Jahre 1800 zu
Parchim in Mecklenburg geboren, hat in der preußischen Armee die höchsten
Ehrenstellen erstiegen. Nach 'feinen Feldzugsplänen führte man die drei großen
Kriege. Wann und wie die einzelnen Heere vorrücken und den Feind schlagen
sollten, hatte er ganz genau im Kopfe; man nannte ihn mit Recht „den
Schlachtendenker". „Erst wägen, dann wagen!" lautete sein Grundsatz.
Der großartige Erfolg hat gezeigt, welche Meisterschaft Moltke als Feldherr
besaß. Sein dankbarer König erhob ihn in den Grafenstand und verlieh
ihm die Würde eines Feldmarschalls. Auch noch nach dem letzten
Kriege wirkte er mit rastlosem Eifer zum Wo hie des Vaterlandes. Der Kaiser
unb das deutsche Volk überhäuften Moltke mit Ehrenbezeugungen; dabei blieb