er stets bescheiden und liebenswürdig gegen jedermann. Auch als Mitglied
des Reichstages war er thätig; viele Worte machte der schweigsame Feld¬
marschall nicht; wenn er aber sprach, so lauschten alle gespannt seinen ein¬
fachen, aber gewaltigen Worten. Im Jahre 1891 starb Moltke und wurde
mit königlichen Ehren begraben,
6! Albrechtvon Roon, Generalfeldmarschall, war aus Pommern ge¬
bürtig. 1859 berief ihn der Prinzregent Wilhelm zum Kriegsminister.
Ihm verdanken wir besonders die Umgestaltung lind Vervollkommnung unseres
Heeres, das seinesgleichen in der Welt nicht hat. Wilhelm I. kargte nicht
mit Dankesbezeugnngen gegen seinen hochverdienten Minister. Roon starb im
Jahre 1879, nachdem zwei Tage vorher der Kaiser seinen treuen Diener noch
mit einem Besuche erfreut hatte.
Ewig eingeschrieben in die Herzen der Deutschen sollen bleiben die
Namen der drei Diener und Freunde des großen Kaisers. Ohne ihre
Treue und Hingebung wäre die Einigung der Deutschen
vielleicht heute noch ein schöner Traum!
XI. Kaiser Friedrich III. 9. Mär? dis 15. Juni 1888.
1. Jugend. Auf den großen Kaiser Wilhelm I. folgte fein
Sohn Friedrich III., geboren am 18. Oktober 1831 zu Potsdam.
Von Jugend an sorgte sein militärisch strenger Vater vornehmlich
für eine sorgfältige militärische Ausbildung, während die
hochherzige Mutter ihm besonders eine gründliche wissenschaft¬
liche Ausbildung zu teil werden ließ; die bedeutendsten Männer
der Wissenschaft waren seine Lehrer. Mit dem 18. Lebensjahre
begann Prinz Friedrich Wilhelm seine militärische Laufbahn.
Beim Eintritt in das Heer sprach der Vater kurz und bündig zu
ihm: „Nun gehe und thue deine Schuldigkeit!" Der wackere
Prinz hat sie gethan; denn rasch erstieg er in den kommenden
Jahren die höchsten Rangstufen der Armee. Ende 1849 ging er
nach Bonn und studierte auf der dortigen Universität zwei Jahre
lang mit großem Eifer. Dabei war er aber auch ein frischer,
lebensfroher Student, der sich die Liebe und Zuneigung aller im
Fluge erwarb. Große Freude bereitete dem Prinzen von Jugend
auf das Reisen, wodurch er den erworbenen Schatz von Kennt¬
nissen erweiterte.
2. Familienleben. Auf einer Reise nach England lernte er
die Prinzessin Viktoria, die älteste Tochter der Königin von
England, kennen und führte sie am 25. Januar 1858 als seine
Gemahlin heim. Mit unendlichem Jubel begrüßte die Hauptstadt
das junge Fürstenpaar. Am 27. Januar 1859 wurde dem
glücklichen Ehepaare der erste Sohn, Prinz Wilhelm, unser
jetziger Kaiser, geboren. In den folgenden Jahren wuchs der
häusliche Kreis auf die stattliche Zahl von acht Kindern an, vier
Prinzen und vier Prinzessinnen. Zwei Prinzen, Sigismund
und Waldemar, starben in früher Jugend; Prinz Heinrich,
der sich dem Marinedienste widmete, wurde am 24. August 1862