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I. Die Geschichte der Griechen.
Die Schwestern des Zeus:
4. Demeter — Erdmutter (Ceres), die Göttin der nahrungspendenden
Erde und des Ackerbaues (vgl. Schiller, Das Eleusische Fest).
5. Hestia (Vesta), die Göttin des häuslichen Herdes.
Die Kinder des Zeus:
6. Pallas Athene (Minerva), in voller Rüstung aus dem Haupte
des Vaters entsprungen, die Göttin des klaren Himmels und deshalb der
Verstandesklarheit, besonnener Kriegführung und jeglicher Wissenschaft und
Fertigkeit. Heilig sind ihr der Ölbaum und die Eule.
7. Aphrodite (Venus), die Göttin der Schönheit und der Liebe.
Ihr Gefolge bilden der Liebesgott Eros (Amor) und die Charitinnen
(Grazien), die Göttinnen der Anmut.
8. Apollo und 9. Artemis (Diana), die Zwillingskinder des
Zeus und der Leto (Latöna), auf der Insel Delos geboren. Apollo ist
der Gott der Sonne (daher sein Beiname Phöbus = der Reine), des
Lichtes und der Weissagung. Der Hauptsitz seiner Verehrung, gleichsam
die geistliche Hauptstadt der griechischen Welt, war Delphi am Parnaß,
wo er den Schlangengott Python erschlagen hatte1. Hier befand sich
ein berühmtes Orakel (= Spruchstätte und Spruch). Über einem Erd-
spalt stand ein Dreifuß, auf dem die Priesterin des Gottes, die Pythia
(= die Vernehmende),, ihren Sitz nahm. Durch aufsteigende Schwefel-
dämpfe in Verzückung versetzt, beantwortete sie die von Staaten und
einzelnen Bürgern gestellten Fragen in geheimnisvollen Worten, die von
Priestern in Verse gebracht wurden. Apollo ist auch der Führer der
neun Musen, welche die Wissenschaften und Künste beschützend Der
Lorbeer ist ihm heilig. — Artemis erscheint als die Göttin des Mondes
und der Jagd. Wie ihr Bruder, ist sie mit einem Bogen und mit Pfeilen
ausgerüstet. Sie wird von den Nymphen, Wasser-, Berg- und Wald-
göttinnen, begleitet.
10. Hephästus (Vulkanus), der Gott des Feuers und der Schmiedekunst.
11. Ares (Mars), der Gott des wilden Kriegsgetümmels und der
tobenden Feldschlacht (vgl. Athene).
1 Bei den Ausgrabungen französischer Forscher (1892—1901) sind zahl¬
reiche alte Bauten (der Tempel des Apollo, ein Theater, Schatzhäuser für die
Weihegeschenke ufro.) in ihren Grundrissen bloßgelegt und viele Bildwerke aus
Marmor und Bronze, unter andern „der bronzene Wagenlenker", aufgefunden
worden.
2 Eräto, Euterpe, Kalliöpe, Klio, Melpomene, Polyhymnia, Terpsichöre, Thalia,
Urania. Bei den Pythischen Spielen (vgl. S. 22) fanden hauptsächlich dichterische
und musikalische Aufführungen statt.