Vorwort zur ersten Auflage.
as vorliegende Hilfsbuch ist zunächst für die Quarta unserer höheren
Schulen bestimmt, will aber zugleich auch dem Bedürfnisse derjenigen An-
stalten entgegenkommen, welche der Alten Geschichte auf der Sekunda nur ein
Jahr widmen und deshalb sich mit einem einzigen Leitfaden für beide Klassen
begnügen möchten. Die Verbindung dieser beiden Zwecke scheint mir darum
gerechtfertigt, weil erfahrungsmäßig bei der kurzen Zeit eines Jahres die Be-
Handlung der Alten Geschichte auf der Sekunda wesentlich nur eine Wieder-
holung und Vertiefung des früher Gelernten sein kann. Der Haupt-
unterschied wird darin bestehen, daß der Lehrer auf der höheren Stufe das
Einzelne weiter ausführt und namentlich Abschnitte kulturgeschichtlichen
Inhalts, welche bei dem Jüngling besseres Verständnis und größere Teil-
nähme erwarten lassen als bei dem Knaben, eingehender bespricht.
Was die Auswahl des Lehrstoffes betrifft, so galt es, mit Rücksicht
auf die knapp bemessene Unterrichtsfrist (etwa 80 Stunden im Jahre) Beschrän-
kung zu üben. Deshalb habe ich zunächst minder wichtige Begeben-
heiten einfach ausgeschieden und die selteneren Namen aus-
gemerzt. Sodann ist die Alte Geschichte als Geschichte der Griechen
und Römer behandelt und aus der orientalischen das Nötigste vor dem
Abschnitt über die Perserkriege eingefügt worden. Dafür hat die griechische
Sagengeschichte wegen ihrer allgemeinen Bedeutung und wegen ihrer Wichtig-
feit für das Verständnis zahlreicher Werke der Literatur und Kunst eine etwas
ausführlichere Darstellung erfahren. Auch der römischen Kaiserzeit
ist ein breiterer Raum als gewöhnlich zugewiesen worden. Der Schüler
soll wenigstens einen Blick in das reiche Kulturleben dieser Periode tun und
die Beziehungen des römischen Weltreiches zu den beiden eine neue Zeit herauf-
führenden Mächten, Christentum und Germanentum, etwas näher kennen-
lernen.
Bei der Gliederung des Stoffes bin ich zwar auch der Regel ge¬
folgt, „die Geschichte in Geschichten aufzulösen"; jedoch glaubte ich
mich hierauf nicht beschränken zu sollen, sondern hielt es für ebenso wichtig, das
Gefühl für den Zusammenhang wachzuerhalten. Indem ich daher die
Erzählung der Begebenheiten zu abgerundeten Bildern zu gestalten suchte,
welche stch, wenn möglich, um eine Persönlichkeit gruppieren, er-
achtete ich es für unerläßlich, zur besseren Übersicht und leichteren Auffassung
des Stoffes bezeichnende Überschriften anzuwenden und solche Bemer-
kungen vorauszuschicken oder anzuknüpfen, welche man gern als Vor- und
Rückblick zu bezeichnen pflegt. Möge es mir gelungen sein, das richtige Maß
einzuhalten!