60 I. Gesch. d. Griechen. Vom Ausg. d. Perserkriege bis zur Schlacht v. Chäronea.
eilten sie hinaus und befreiten die Gefangenen. Am andern Morgen
kamen die Bürger auf den Markt, wo Pelopidas das Vorgefallene er-
zählte und zur Befreiung Thebens aufforderte. Die Burg wurde be-
lagert und nach wenigen Tagen von der spartanischen Be-
satzung geräumt (379).
3. Des Epaminondas Sieg öei LeuKLra und sein gob
in der Schlacht bei Mantinea.
Nunmehr galt es, sich für den sicher bevorstehenden Krieg mit Sparta
in Bereitschaft zu setzen. Das Heerwesen wurde verbessert —
u. a. die Heilige Schar gebildet, welche aus 300 auf Tod und Leben
verbundenen Kriegern bestand — und Thebens Vorherrschaft über
den Böotischen Bund wiederhergestellt.
In dieser Zeit tritt neben Pelopidas dessen Freund Epaminondas
hervor, einer der größten Staatsmänner und Feldherren, welche Griechen-
land aufzuweisen hat. Seine Familie gehörte zu den vornehmsten Thebens,
war aber verarmt. Er erwarb sich eine umfassende Bildung, die seiner
angebornen Redefertigkeit zugute kam. Aber noch mehr als sein Wissen
zierten ihn die schönsten Tugenden: Mäßigkeit, strenge Wahrhaftigkeit,
selbstlose Vaterlandsliebe. Er war entschlossen, seiner Vaterstadt die erste
Stelle in Griechenland zu verschaffen. Deshalb wies er mit patrio¬
tischem Stolze das Ansinnen des Agesilaus zurück, Theben solle den
Böotischen Bund auflösen. Sofort erhielt jetzt der andere spartanische
371 König den Auftrag, in Böotien einzurücken. Bei dem Dorfe Leuktra trat
ihm Epaminondas entgegen. Er hatte seinem linken Flügel eine außer¬
gewöhnliche Tiefe gegeben, während er den rechten Flügel, dem sonst der
Hauptangriff zufiel, zurückhielt. So entstand eine „schiefe Schlachtordnung",
wodurch er das viel stärkere Heer der Gegner überraschte und vollständig
in die Flucht schlug. (Vgl. die Schlachten bei Kolin und Leuthen.)
Dann drang Epaminondas bis nach Sparta vor, das seit der Zeit
des Aristomenes (S. 24) keinen Feind gesehen hatte. In Scharen liefen
die Periöken und Heloten über. Aber Agesilaus verlor seine Geistes-
gegenwart nicht. Trotz seines hohen Alters — er zählte 72 Jahre —
leitete er die Verteidigung mit solchem Geschick, daß Epaminondas abziehen
mußte. Dieser versetzte nun der spartanischen Macht einen schweren Streich,
indem er Messenien als selbständigen Staat wiederherstellte,
nachdem bereits die bisher getrennten Gemeinden Arkadiens zu
einem Staate mit der Hauptstadt Megalopölis (— Großstadt)
vereinigt worden waren. Auf seine Einladung kamen die Messenier