Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte

Die sieben Könige der Römer. 
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die, anfangs klein, durch freiwillige Zuwanderung und erzwungene Über- 
siedlung aus eroberten Städten allmählich verstärkt wurde. Unter Ancus 
Martius erfuhr sie durch die Aufnahme unterworfener Latiner einen weiteren 
Zuwachs. Man nannte sie Plebs, d. h. (ungegliederte) Menge, im Gegen- 
scche zu dem in Kurien gegliederten Staate der Patrizier. Die Plebejer 
besaßen persönliche Freiheit und Eigentum, waren aber von Senat und 
Volksversammlung, Heeresdienst und allen Amtern1 ausgeschlossen. 
e) Tarquinius Priscus und seine Bauten. Mit Tarquinius 
Priscus beginnt die Reihe der aus Etrurien stammenden Könige. Er 
war unter Ancus Martius in Rom eingewandert, dessen Gunst er ebenso 
wie die des Volkes zu gewinnen wußte. So gelangte er trotz seiner fremden 
Herkunft auf den Thron. Seine Regierung ist hauptsächlich durch groß- 
artige Bauten ausgezeichnet. Als seine Schöpfungen galten die Kloaken, 
unterirdische Wassergewölbe, welche noch heute großenteils vorhanden sind. 
Sie dienten dazu, die Niederungen zwischen den Hügeln zu entwässern und 
so bewohnbar zu machen. Zwischen dem Palatinos und Aventinus soll 
er den Zirkus Maximus erbaut haben, eine große Rennbahn, in der 
Wettrennen und Faustkämpfe abgehalten wurden. 
f) Servius Tullius und die Neuordnung des Staates. Nachdem 
Tarquinius durch die Söhne des Ancus ermordet worden war, kam sein 
Schwiegersohn Servius Tullius zur Regierung. Er umzog die sieben 
Hügel mit einer Mauer (vgl. S. 88) und gab dem Staate eine neue 
Verfassung, durch welche die Plebejer in das römische Heer eingegliedert 
wurden und das Recht erhielten, über einen zu führenden Krieg mitabzu- 
stimmen. Zu diesem Zwecke teilte er das ganze Staatsgebiet in 
Tribus (Aushebungs- und Steuerbezirke) und die Bevölkerung nach dem 
Vermögen in fünf Klassen (vgl. S. 27). Außerhalb der Klassen, 
die das Fußheer bildeten, standen die Ritter, d. h. die reichsten Bürger, 
welche zu Pferde dienten, ferner die Werk- und Spielleute, endlich die 
Proletarier, die hinter dem Vermögen der fünften Klasse zurückblieben 
und vom Kriegsdienste befreit waren. Jede Klasse zerfiel in Centurien 
(Abteilungen, Kompanien), welche bei der Abstimmung in der allgemeinen 
Volksversammlung (Centuriatkomitien) je eine Stimme hatten. 
Damit die reicheren Bürger von den ärmeren nicht so leicht überstimmt 
werden könnten, gab er der ersten Klasse fast ebenso viele Centurien (80) wie 
dm vier übrigen insgesamt (90). Die Ritter bekamen so viele Centurien (18), 
daß sie in Verbindung mit der ersten Klasse den Ausschlag gaben, da die Werk- 
und Spielleute mit den Proletariern zusammen nur 5 Stimmen führten. — Die 
Centuriatkomitien traten außerhalb der Stadtmauer aus dem Marsfelde, dem 
1 Die Ämter waren unbesoldet und hießen deshalb Ehrenstellen (honores). 
Mertens-Bender, Alte Geschichte. Ausg. A. 19. 11. 20. Aufl. 6
	        
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