Full text: Vaterländische Geschichte für Volkschulen

aber alle seine Besitzungen auf der linken Seite des Rheines an Frank¬ 
reich abtreten. 
Zweite und dritte Teilung Polens. — Inzwischen waren in Polen 
wieder neue Unruhen entstanden, und Rußland, Österreich und Preußen 
vereinigten sich zu einer zweiten und dritten Teilung Polens (1793 und 
1795). Preußen erhielt dadurch die heutige Provinz Posen und einige 
andere Gebiete, welche später an Rußland abgetreten wurden. Seitdem 
ist Polen aus der Reihe der europäischen Staaten verschwunden. 
Wahlspruch. — Die Regierung Friedrich Wilhelms II. war nur 
von kurzer Dauer; daher kam es, daß viele seiner Pläne und Vorsätze 
nicht zur Ausführung kamen. Doch war er von dem ausrichtigen Wunsche 
beseelt, sein Volk glücklich zu machen. 
„Ausrichtig und standhast" war sein Wahlspruch. 
18. Die erste französische Revolution und Napoleon I. 
Zur Zeit Friedrich Wilhelms II. regierte in Frankreich der König 
Ludwig XVI. Unter ihm brach im Jahre 1789 in Frankreich eine Re¬ 
volution aus, d. i. eine Umwälzung der bestehenden Staatsordnung. 
Ursachen der französischen Revolution. — Frankreich war durch 
Kriege und durch den verschwenderischen Hofhält der letzten Könige in 
ungeheure Schulden geraten. Die schweren Steuern, welche deshalb dem 
Volke auferlegt wurden, mußten Bürger und Bauern fast ganz allein 
aufbringen. Der Adel und die Geistlichkeit, welche den größten Teil 
aller Güter besaßen, zahlten nur sehr wenig. 
Das Volk wurde immer unzufriedener mit seiner Lage, und gottlose 
Schriftsteller hetzten es gegen Staat und Kirche auf. 
Beginn der Revolution. — Um einen Ausweg für die stets wachsen¬ 
den Schulden zu finden, berief Ludwig XVI. im Jahre 1789 die Ver¬ 
treter des Adels und der Geistlichkeit, der Bürger und Bauern zur 
Beratung. Mit dieser Berufung der Stände begann die Revolution. 
Da nämlich die Vertreter des Adels und der Geistlichkeit nicht mit 
den übrigen zusammen beraten wollten, erklärten sich die Vertreter des 
dritten Standes als Vertreter der ganzen Nation und nannten sich 
Nationalversammlung. 
Die Nationalversammlung bestimmte, daß fortan alle Unterthanen 
des Staates gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben sollten. Die bis¬ 
herigen Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit wurden ausgehoben, 
die Güter der Kirche als Eigentum des Staates erklärt und verkauft. 
Ausschreitungen des Volkes. — Das gemeine Volk freute sich 
über diese Änderung und begann Kirchen und Klöster zu stürmen. Adelige 
und Geistliche anzugreifen. Deshalb flohen viele vornehme Familien ins 
Ausland, besonders nach Deutschland. Auch der König, der vom Pariser
	        
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