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28. Iriedrich Wilhelm IV.
Seine Jugendzeit. — Friedrich Wilhelm III. folgte in der Regie¬
rung sein ältester Sohn Friedrich Wilhelm IV. Er war geboren im
Jahre 1795 und wurde unter der sorgsamen Aufsicht seiner vortrefflichen
Mutter aufs beste erzogen. Ein großer Teil seiner Jugendjahre fiel in
die Unglückszeit unseres Vaterlandes; im Alter von fünfzehn Jahren
stand er mit dem Vater und dem jüngeren Bruder Wilhelm am Sterbe¬
lager der geliebten Mutter. Mit Begeisterung nahm er später an den
Befreiungskriegen teil und zeichnete sich in mehreren Schlachten durch
Mut und Kaltblütigkeit aus. Im Jahre 1823 vermählte er sich mit der
Prinzessin Elisabeth von Bayern.
Regierungsantritt. — Als sein Vater im Jahre 1840 starb, bestieg
er den Thron. Zwanzig Jahre lang hat er das Scepter geführt als ein
wahrer Landesvater, der für das leibliche und geistige Wohl seiner
Unterthanen nach Kräften sorgte.
Handel und Verkehr. — Während seiner Regierung blühten Handel
und Verkehr mächtig aus. Zahlreiche Eisenbahnen wurden gebaut, welche
das Land nach allen Richtungen durchzogen und den Verkehr beförderten.
Die Erfindung des elektrischen Telegraphen wurde ebenfalls von großer
Bedeutung. Im Jahre 1849 wurde die erste telegraphische Nachricht
gegeben; vier Jahre später besaß Preußen schon über 10000 km Tele*
graphenlinien. Durch dieselben wurde auch eine rasche Verbindung der
östlichen und westlichen Teile der Monarchie hergestellt. Um den See¬
handel zu heben und zu schützen, gründete der König eine Kriegsflotte;
zugleich erwarb er von Oldenburg einen Teil des Jadebusens zur An¬
legung eines Kriegshasens. Auch dem Ackerbau und der Viehzucht wandte
der König seine Fürsorge zu. Die Bearbeitung des Bodens wurde ver¬
bessert und über 10000 qkm bisher wüsten Landes für den Anbau ge¬
wonnen.
Kunst und Wissenschaft. — Friedrich Wilhelm IV. Pflegte und be¬
förderte namentlich auch die Künste und Wissenschaften. Er berief be¬
rühmte Maler und Bildhauer nach Berlin und setzte tüchtige Gelehrte
an die hohen Schulen des Landes. Auch für die niederen Schulen
wurde besser gesorgt und der Unterricht in Stadt und Land durch neue
Bestimmungen geordnet. Besondere Aufmerksamkeit wandte der König
der Baukunst zu. Dreihundert Kirchen hat er neu erbauen, hundert¬
dreißig wieder Herstellen lassen. Die Stammburg der Hohenzollern,
welche seit Jahrhunderten verfallen war, erhob sich durch seine Fürsorge
wieder aus den Trümmern; der Wiederaufbau der Marienburg, des
alten Schlosses der Ordensritter, wurde begonnen und die Fortsetzung des
Dombaues in Köln durch seine königliche Freigebigkeit möglich gemacht.
Verfassung. — Von der größten Wichtigkeit für den Staat wurde
die Verfassung, welche der König seinem Lande gab. Schon lange hatte