Full text: Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschule

18 Deutsche Geschichte. 
2. Erziehung des Ritterknabcn. 
Von frühester Jugend an wurden die Ritter für ihren Stand vorbereitet. 
Schon mit dem 7. Jahre kam der Knabe in den Dienst eines anderen 
Ritters. Er wartete als Edelknabe bei Tische auf, begleitete seinen Herrn 
auf die Jagd und auf Reisen und übte sich im Fechten, Schießen und 
Reiten. Nach vollendetem 14. Jahre wurde er Knappe und empfing das 
Schwert. Er folgte seinem Herrn in den Kampf und leistete ihm in Gefahr 
treuen Beistand. Im 21. Jahre wurde er zum Ritter geschlagen. Das 
geschah in der Kirche in Gegenwart von Fürsten und Edelfrauen. Am 
Altare mußte der junge Ritter geloben, die Religion und ihre Diener zu 
beschützen, die Schwachen und Unschuldigen zu beschirmen und dem Landes- 
Herrn treu zu bleiben. Dann empfing er knieend von einem Ritter drei 
leichte Schläge mit dem Schwerte auf die Schulter. Das war der Ritter- 
schlag. Nunmehr wurden ihm Schwert, Lanze, Helm und Panzer überreicht. 
3. Turniere. 
Zur Belebung des ritterlichen Sinnes trugen die Ritterspiele oder 
Turniere bei. Dieselben wurden meist auf dem Marktplatze einer Stadt 
abgehalten. In glänzender Rüstung ritten die Ritter paarweise in die 
Schranken und sprengten mit eingelegter Lanze aufeinander los. Es 
galt, den Gegner aus dem Sattel zu heben oder die Lanze an seinem 
'Brustharnisch zu zersplittern. Knieend empfing der Sieger aus den Händen 
einer Edeldame den Preis: ein Schwert, eine goldene Kette oder bergt. 
4. Die Ritterorden. 
Zur Zeit ber Kreuzzüge entstanben bie geistlichen Rittetorben. Ihre 
Mitglieber legten bas Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit uud der 
Armut ab. Als ihre Hauptaufgabe betrachteten sie die Verteidigung der 
Kirche gegen die Ungläubigen. Solche Ritterorden waren die Johanniter, 
die Templer, die deutschen Ritter. Die letzteren kamen gegen das Ende 
der Kreuzzüge nach Preußen und unternahmen den Kampf gegen die heid- 
nischen Preußen. 
5. Verfall des Rittertums. 
Nach ben Kreuzzügen artete ber Ritterstanb aus. Viele Ritter 
lebten uutereinanber in bestänbiger Fehbe unb suchten sich burch Raub unb 
Plünbernng zu bereichern. Von ihren Burgen herab überfielen sie bie 
vorüberziehenben Kaufleute unb raubten sie aus. Dem Lanbmanne ent¬ 
führten sie bas Vieh von ber Weibe unb ans bem Stalle unb steckten nicht 
selten sein Hans in Branb. Von ben vorbeifahrenden Schiffen erhoben sie 
willkürliche Zölle. Deshalb würben manche Ritter von ben Fürsten ver¬ 
urteilt unb ihre Burgen zerstört. So geriet bas Rittertum nach unb nach 
in Verfall. Die Erfinbuug bes Schießpulvers machte demselben vollständig 
ein Ende.
	        
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