Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

Bewohnern unsres Vaterlandes. 3 
lag, wie bereits gesagt ward, das Milzener Land, an welches sich ge- 
gen Mitternacht, in der jetzigen, ehedem ebenfalls unfern engern Ba¬ 
terlande angehörenden Niederlausitz, die slavischen Gane Lusizi (in 
der Gegend von Spremberg und Luckau), Selpnli (nördlich davon bei 
Lübben) und Zarow (in der Umgebung von Sorau und Guben) an- 
schlössen. Südlich von den Wohnsitzen der Milzener, und so auch 
den nördlichsten Teil des heutigen Böhmen umfassend, zog sich als 
schmaler Streifen von der Sebnitzer Gegend über Zittau bis an den 
Queis der Gau Zagost hin. 
Haben wir durch diese Angaben einen allgemeinen Überblick der 
Gauverhältnisse der früheren slavischen Bevölkerung unsres Vater- 
landes gewonnen, so dürfte es wünschenswert sein, nun auch die her- 
vorragendsten Eigentümlichkeiten des Slavenvolkes kennen zu lernen, 
und zwar dies um so mehr, als sich von demselben nicht nur Reste 
in der Oberlausitz, sondern auch manche Spuren ihrer Kultur in den 
alten Erblanden erhalten haben. 
Jedenfalls drangen die Slaven nicht als eroberungssüchtiges 
Kriegsvolk vor, sondern bei ihrer Neigung zu Ackerbau und Viehzucht 
nahmen sie ruhig Besitz von den zum größten Teile entvölkerten, ur- 
sprünglich germanischen Ländern. Zahlreiche Ortsnamen, welche uu- 
verkennbar slavisches Gepräge haben, sind uns Zeugnisse von der 
Kulturarbeit des Volkes, feste Niederlassungen zu gründen und in 
enger Familien- und Gemeindezusammengehörigkeit den fruchtbaren 
Boden zu bebauen und seine Früchte zu ernten. Neben der Land- 
Wirtschaft mögen die am nördlichen Fuße des Erzgebirges wohnenden 
Sorben ebenso wie ihre Stammverwandten an der südlichen Seite 
desselben bereits einige hundert Jahre vor der Entdeckung der Frei- 
berger Silbererze Bergbau auf Eisen getrieben und Schmelzhütten 
und Eisenhämmer angelegt haben. Dabei waren die Slaven ein an- 
eignendes und duldendes Volk, dessen Glieder selbst bei Beleidigungen 
nicht die heilige Sitte der Gastfreundschaft verletzten. Unauflöslich 
galt ihnen die Ehe, so daß selbst die Witwen ihren Gatten durch einen 
freiwilligen Feuertod folgten. Die Leichenverbrennung war bei ihnen 
Gebrauch, und es wurde die Asche in Urnen beigesetzt; doch dürften 
nicht sämtliche in nnserm Vaterlande aufgefundene Urnengräber sla- 
vischen Ursprungs sein, da auch bei den Germanen dieselbe Sitte 
herrschte. 
Wie bei den Aschenkrügen und den sie deckenden Hügelgräbern 
die Meinungen bei der Frage, ob dieselben germanischen oder slavi- 
sehen Ursprungs sind, auseinandergehen, so auch bezüglich der Stein- 
kreise und von Erde aufgeworfenen Heiden- oder Schwedenschanzen. 
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