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angrenzenden Teil Meißens und Leipzig, und Friedrich der Jüngere
von Thüringen die oberen, an Böhmen grenzenden Teile Meißens
samt den vogtländischen Herrschaften erhielt. Außerdem traten die
beiden Brüder Friedrich und Wilhelm in den Genuß der Hälfte
von dem Einkommen der Bergwerke.
Die Unselbständigkeit ihres Vetters, des Landgrafen Friedrich
von Thüringen seiner Gemahlin und besonders seinem Schwieger-
Vater, dem Grafen Günther von Schwarzburg gegenüber, nö¬
tigte sie, 1412 mit einem Heere nach Thüringen zu ziehen und dem
Landgrafen das Versprechen abzunehmen, daß derselbe fernerhin in
der Regierung nichts ohne ihre Einwilligung vollziehen werde. Graf
Günther jedoch, der sich nicht so leicht fügen wollte, gewann den
unruhigen Friedrich von Heldrungen, daß derselbe mit einer
Schar von Adeligen und mit Flegeln bewaffneten Dreschern, Pflügern
und Holzhauern das Land raubend, mordend und brennend durchstrei¬
chen mußte. Friedrich der Streitbare zog gegen dieselben und
besiegte und bestrafte sie. Es war dies der sogenannte Fleglerkrieg.
Mitten aus dieser unerquicklichen Zeit des Kampfes und der
Unruhe leuchtet eine Thatsache hervor, welche uns bezeugt, daß der
kräftige Friedrich, den die Nachwelt wegen seiner Waffenthaten als
den Streitbaren bezeichnet, nicht bloß Sinn für Schwert und Lanze
hatte, sondern daß sein hoher Geist auch der Kunst und Wissenschast
hold war, und daß er gar wohl erkannte, wie die Größe und das
Glück eines Volkes auch durch geistige Bildung begründet und geför¬
dert werden müsse. Diese erfreuliche Thatsache ist die durch Fried-
rich im Jahre 1409 (den 2. Dezember) bewirkte Gründung der
Universität Leipzig. An der vom Kaiser Karl IV. 1348 gestif¬
teten Prager Universität waren zwischen den deutschen und czechischen
Professoren und Studenten Streitigkeiten ausgebrochen, welche damit
endigten, daß die in ihrem Rechte verletzten Deutschen Prag verließen.
Gegen 2000 Studierende mit ihren Lehrern kamen darauf nach dem
Meißnerlande, wo sie von Friedrich dem Streitbaren, der ihnen
Leipzig zum Aufenthalte anwies, mit offenen Armen empfangen wurden.
Einige Gebäude wurden für die neue Universität, welche vorn Papste
Alexander V. die Bestätigung erhielt, eingerichtet, und die von dem
edlen Fürsten ihr zugewiesenen Einkünfte legten den Grund zu ihrer
spätern Blüte.
Nach mancherlei Zerwürfnissen im deutschen Reiche war endlich
(1410) Sigismund, Wenzel's Bruder, auf den deutschen Thron
gekommen, und diesem war es gelungen, daß die Kirchenversammlung
zu Kostnitz (1414—1417) zu stände kam, auf welcher Johann XXIII.