Full text: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

68 Friedrich der Streitbare. 
angrenzenden Teil Meißens und Leipzig, und Friedrich der Jüngere 
von Thüringen die oberen, an Böhmen grenzenden Teile Meißens 
samt den vogtländischen Herrschaften erhielt. Außerdem traten die 
beiden Brüder Friedrich und Wilhelm in den Genuß der Hälfte 
von dem Einkommen der Bergwerke. 
Die Unselbständigkeit ihres Vetters, des Landgrafen Friedrich 
von Thüringen seiner Gemahlin und besonders seinem Schwieger- 
Vater, dem Grafen Günther von Schwarzburg gegenüber, nö¬ 
tigte sie, 1412 mit einem Heere nach Thüringen zu ziehen und dem 
Landgrafen das Versprechen abzunehmen, daß derselbe fernerhin in 
der Regierung nichts ohne ihre Einwilligung vollziehen werde. Graf 
Günther jedoch, der sich nicht so leicht fügen wollte, gewann den 
unruhigen Friedrich von Heldrungen, daß derselbe mit einer 
Schar von Adeligen und mit Flegeln bewaffneten Dreschern, Pflügern 
und Holzhauern das Land raubend, mordend und brennend durchstrei¬ 
chen mußte. Friedrich der Streitbare zog gegen dieselben und 
besiegte und bestrafte sie. Es war dies der sogenannte Fleglerkrieg. 
Mitten aus dieser unerquicklichen Zeit des Kampfes und der 
Unruhe leuchtet eine Thatsache hervor, welche uns bezeugt, daß der 
kräftige Friedrich, den die Nachwelt wegen seiner Waffenthaten als 
den Streitbaren bezeichnet, nicht bloß Sinn für Schwert und Lanze 
hatte, sondern daß sein hoher Geist auch der Kunst und Wissenschast 
hold war, und daß er gar wohl erkannte, wie die Größe und das 
Glück eines Volkes auch durch geistige Bildung begründet und geför¬ 
dert werden müsse. Diese erfreuliche Thatsache ist die durch Fried- 
rich im Jahre 1409 (den 2. Dezember) bewirkte Gründung der 
Universität Leipzig. An der vom Kaiser Karl IV. 1348 gestif¬ 
teten Prager Universität waren zwischen den deutschen und czechischen 
Professoren und Studenten Streitigkeiten ausgebrochen, welche damit 
endigten, daß die in ihrem Rechte verletzten Deutschen Prag verließen. 
Gegen 2000 Studierende mit ihren Lehrern kamen darauf nach dem 
Meißnerlande, wo sie von Friedrich dem Streitbaren, der ihnen 
Leipzig zum Aufenthalte anwies, mit offenen Armen empfangen wurden. 
Einige Gebäude wurden für die neue Universität, welche vorn Papste 
Alexander V. die Bestätigung erhielt, eingerichtet, und die von dem 
edlen Fürsten ihr zugewiesenen Einkünfte legten den Grund zu ihrer 
spätern Blüte. 
Nach mancherlei Zerwürfnissen im deutschen Reiche war endlich 
(1410) Sigismund, Wenzel's Bruder, auf den deutschen Thron 
gekommen, und diesem war es gelungen, daß die Kirchenversammlung 
zu Kostnitz (1414—1417) zu stände kam, auf welcher Johann XXIII.
	        
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