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Mehrung der Kleinstaaterei nicht so große Opfer gebracht haben.
Als die Verhandlungen zu keinem Ergebnis führten, beschloß die
Mehrheit der Bundesversammlung dem Antrage Oestreichs gemäß
die Mobilmachung der Bundesarmee, und der so lange gefürchtete
und fast unvermeidliche deutsche Krieg brach aus.
(Beginn des Krieges.) Auf Oestreichs Seite standen Bai-
ern, Würtemberg, Sachsen, Hannover, beide Hessen,
Baden und Nassau, auf Seite Preußens nur die kleineren
norddeutschen Staaten, deren Unterstützung, wenig ins Ge¬
wicht fiel. Dagegen war Italien, um Venetien zu gewinnen,
dem Bunde wider Oestreich beigetreten. Ohne Zögern setzten sich
die preußischen Heerhaufen in Bewegung, und in unglaublich kurzer
Zeit eroberte General Vogel von Falkenstein ganz Hannover
und Kurhessen. Die hannoversche Armee suchte nach Süden
durchzubrechen, mußte aber nach der Schlacht bei Langensalza,
obgleich sie in derselben nicht unglücklich gefochten, das Gewehr
strecken.
(Einmarsch in Böhmen.) An der sächsisch-östreichischen Grenze
waren drei Heere aufgestellt: im Westen die Elbarm ee unter dem
General Herwart von Bitten feld,» in der Lausitz die erste
Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl und im Osten
die zweite Armee unter dem Kronprinzen Friedrich
Wilhelm. Den Plan zum Feldzuge hatte der Chef des Ge¬
neralstabes, General von Moltkc, entworfen. Mit derselben
Raschheit und Präcision wie in Hannover und Hessen drangen die
Preußen auch tu Sachsen vor, und schon nach einer Woche er¬
folgte ihr Einmarsch in Böhmen. In den glücklichen Gefechten
bei Hühnerwasser, Münchengrätz und Gitschin trieben
Friedrich Karl und General Herwart die Feinde vor sich her,
während der Kronprinz bei Trautenau, Nachod und Skalitz
kämpfte und siegte.
«Schlacht bei Königgrätz.) Der östreichische Oberfeldherr Be¬
tt et) cf hatte sein Heer in der Nähe der Festung Köni ggrätz
zusammengezogen. Als König Wilhelm, der 'sich seil einigen
Tagen bei der Armee befand, hiervon Gewißheit erhielt, traf er
sofort Vorkehrungen zur Schlacht. Morgens 4 Uhr setzten sichp. 3«n
die Truppen Friedrich Karl's langsam in Marsch, und gegen
Uhr begann der Kampf. Eine furchtbare Reihe von Feuer'schlünden
starrte den Preußen entgegen, und nur allmählich uud unter herben
Verlusten vermochten sie Boden zu gewinnen. Ant heftigsten ent¬
brannte der Streit um Sad owa und nach dessen Einnahme um
den dahinter gelegenen Wald. So wurde es 2 Uhr, den braven
Kriegern schwanden nach den unerhörten Anstrengungen die Kräfte,
und manches Auge blickte ängstlich nach Osten, von wo die zweite
Armee kommen sollte. Endlich verbreitete sich die heißersehnte
Kunde: der Kronprinz ist eingetroffen! Da durchzuckte es aller