Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen

zog. Nach Jahren geriet der junge Cyrus mit dem Sohne 
eines angesehenen Meders in Streit und wurde bei dieser Gelegen¬ 
heit von seinem Großvater erkannt. Astyages nahm den Enkel 
freundlich ans und schickte ihn dann nach Persien; demHarpagus 
aber liefe er zur Strafe für seinen Ungehorsam den eigenen Sohn 
schlachten und das gebratene Fleisch zur, Speise vorsetzen. Aus 
Rache dafür trachtete Harpagus den König vom Throne zu stoßen 
und forderte Cyrus auf, die Perser zur Empörung zu bringen. 
Dieser folgte dem Rate, besiegte den Groszvater und nahm ihn 560 
gefangen. Dann brachte er alle Völker östlich vom Halys (Kisil 
Jrmak) teils mit Gewalt, teils auf friedlichem Wege zur Unter¬ 
werfung. Solche Fortschritte erregten die Besorgnis des wegen 
seines Reichtums sprichwörtlich gewordenen Königs Krösus von 
Lydien. Er sragte bei dem Orakel zu Delphi in Griechen¬ 
land an, was er thun solle. Die Antwort lautete, wenn er über 
den Halys ginge, würd«^ er ein großes Reich zerstören. Den 
Sprnch zu seinen Gunsten deutend, begann er den Kampf, wurde 
aber geschlagen und zum Gefangenen gemacht. Zum Tode aus 
dem Scheiterhaufen verurteilt, rief er, seufzeud dreimal den Namen 
Solon's, der ihm einst gesagt, daß niemand vor seinem Tode 
glücklich zu preisen sei. Als Cyrus den Zusammenhang erfuhr, 
Schenkte er Krösus das Leben und behielt ihn als Freuuo bei sich. 
Nach der Eroberung Lydiens unterwarf der Perserkönig auch die 
griechischen Kolonien an der kleinasiatischen Küste. Dann 
zog er vor Babel, eroberte es mittelst Ableitung des durch die 
Stadt fließenden Euphrat und machte damit dem babylonischen 
Reiche ein Ende. Den durch Nebucaduezar in bic Gefangenschaft 
geführten Juden gab er die Erlaubnis zur Rückkehr in die Hei¬ 
mat. Hierauf wollte er auch die streitbaren Massageten am 
Jaxartes (Syr) unter seine Herrschaft beugen. Dort aber fand 
der Held im Kampfe seinen Tod. Die feindliche Königin T o m y r i s 
soll sein abgeschlagenes Haupt in ein Gefäß mit Menschenblut 
getaucht haben, damit er sich satt trinken sönne. — Ans Cyrns 
folgte sein Sohn Kambyses, welcher Egypten zur persischen 
Provinz machte, und auf diesen DariusHistaspi s, unter dem 
die Kämpfe mit den Griechen ihren Anfang nahmen. 
§ 5. Die Griechen (Land.) Griechenland wird durch Ge¬ 
birge und Meereseinschnitte in drei Teile geschieden, in Nord-, 
M i t t e l - und S ü d g r i e ch e n l a n d. Nordgriechenland zerfällt 
in die westliche Landschaft Epirns und in die östliche Thesia^ 
lien Zwischen Berg und Meer führt der nur wagenbreite Paß 
von Thermopylä nach Mittelgriechenland oder Hellas. Das 
letztere wird mit Südgriechenland, dem Poloponnes (Morea) 
durch den Isthmus von Korinth verbunden. Unter den 
zahlreichen Inseln sind Euböa (Negropoute) und C o r c y r a (Korfu) 
die größten.
	        
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