Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen

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machte ihrem Leben durch Gift ein Ende. Egypten aber wurde 
in eine römische Provinz verwandelt. 
(Augustus.) Nun war Octavianns, der von jetzt ab Angustus 
(der Geweihte) hieß, Alleinherrscher im weiten römischen Reiche. 
Nach dem Titel eines Königs strebte er nicht, sondern behielt als 
Bezeichnung seiner Person und Würde die Benennung „Cäsar" 
oder „Kais er" bei. Dafür ließ er sich nach und nach alle Aemter 
und Gewalten vom Senat und Volk übertragen. Und die Römer 
hatten keine Ursache, die Umgestaltung der Dinge zu beklagen. 
Augustus war mit Erfolg bemüht, dem Reiche die so lange ent¬ 
behrte Ruhe und Ordnung zurückzugeben und Bildung,' Kunst 
und Wissenschaft zu fördern. Gott aber hat der Zeit des Augu¬ 
stus den noch weit höheren Glanz verliehen, daß in ihr der 
Heiland der Welt geboren wurde, durch welchen alle Geschlechter 
der Erde gesegnet werden sollen. 
■ § 25. Die alten Deutschen. (Lebensweise und Sitte.) Die 
Deutscheu oder Germaueu wanderten aus dem inneren Asien in 
unser Vaterland ein. Sie waren hohe, kräftige Gestalten mit 
goldgelbem Haar uud blauen Augen. Ihre Wohnungen erbauten 
sie aus Lehm oder rohen Baumstämmen und deckten sie mit Zwei¬ 
gen, Schilf oder Stroh. Ihre liebste Speise war Haferbrei, ihr 
liebstes Getränk ans Gerste bereitetes Bier und ans Honig und 
Wasser bereiteter Met. Ihre Hauptbeschäftigung bestand in Jagd 
unb Krieg; Ackerbau und Viehzucht trieben sie nur in geringem 
Maße. Im Verkehr zeigten sie sich redlich, treu und bieder; Wort 
und Handschlag galten so viel wie die heiligsten Schwüre. Un- 
bezwinglich war ihre Liebe zur Freiheit; ein freier Manu zu sein 
und als solcher Waffen zu tragen, machte ihren höchsten Stolz 
aus. Eine besondere Verehruug geuosseu die Frauen; wer eine 
Frail beleidigte, wurde doppelt gestraft. Aber auch manche Fehler 
hafteten an ihnen. Waren sie nicht im Kriege oder auf der Jagd, 
so lagen sie gemeiniglich auf der Bärenhaut und hielten mächtige 
Trinkgelage. Das Würfelspiel liebten sie so leidenschaftlich, daß 
sie zuweilen Weib und Kind, ja ihre eigene Freiheit auf den letzten 
Wurf setzten. 
(Innere Einrichtungen.) Die Deutscheu schieden sich inFreie 
und Nichtfreie. Eine Anzahl freier Familien bildeten eine Ge¬ 
nt ein de, alle zu einer Völkerschaft gehörenden Gemeinden einen 
Gau. An der Spitze jeder Gemeinde und jedes Gaues stand 
ein Vorsteher; der Gauvorfteher hieß Gaugraf. Zu bestimmten 
Zeiten versammelten sich die freien Grundbesitzer ein irgend einem 
geweihten Orte, um über Krieg und Frieden zu beschließen, Strei¬ 
tigkeiten zu schlichten, Gesetze festzustellen, die Vorsteher zu wählen 
und die Jünglinge mit Speer und Schild zu bewehren. Die 
Gesetze pflanzten sich durch mündliche Ueberlieferung fort oder 
wurden mit einfachen Schriftzeichen, Runen genannt, in Holzstäbe 
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