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(Die Magyaren.) Heinrich der Finkler (so genannt, weil ihn
der Sage nach die Ueberbringer der Krone beim Vogelfänge [919—936
trafen) legte den ersten Grund zu Deutschlands Macht und Größe.
Das wichtigste Ereignis während seiner Regierung war die
Besiegung der Magyaren, jenes den Hunnen so ähnlichen Reiter¬
volkes, das seine Wohnsitze in Ungarn hatte. Nachdem sie
schon wiederholt Einfälle in's deutsche Reich gemacht, glückte es
Heinrich, einen ihrer vornehmsten Anführer gefangen zu nehmen.
Durch Freigebnng desselben erlangte er einen 9 jährigen Waffen¬
stillstand, während welcher Zeit er indes einen bestimmten Tribut
entrichten mußte.
(Der Städtegründer.) Die so gewonnene Ruhe benutzte Heinrich,
um sein Volk geschickt zu machen, dem Feinde in nachdrücklicher
Weise entgegen zu treten. Vor allem schuf er eine tüchtige Rei-
terei, welche zur Bekämpfung der Magyaren durchaus nötig
war. Um diesen noch mehr Hindernisse in den Weg zu legen,
umgab er die wenigen vorhandenen Städte mit Mauern und
gründete neue. Da aber die Deutschen nur schwer zu bewegen
waren, in enge Orte sich einzuschließen, ließ Heinrich losen, und
jeder neunte Mann mußte in die Stadt ziehen. Bald fanden
indes auch andere Gefallen an dem Leben der Bürger, zumal diese
mancherlei Begünstigungen erfuhren. Keiner von ihnen durfte
leibeigen seiu, 'alle größeren Versammlungen wurden in ihrer Mitte
abgehalten, und Hanvel und Gewerbe schlugen hinter den schützen¬
de Mauern ihren Sitz auf.
(Feldzüge gegen die Slaven.)' Um sein neugeschaffenes Heer
zu prüfen, unternahm Heinrich mehrere Kriegszüge gegen die un¬
ruhigen slavischen Nachbarn. Er besiegte die Hev eller und er¬
oberte ihre Hauptstadt Brennabor (Brandenburg); er machte
die Böhmen zinspflichtig; er erstürmte die Hauptstadt der Dale-
minzier und erbaute in jenen Gegenden die feste Burg Meißen.
ZumSchutze der gewonnenenLandstricheaber bestellte er M arkgr afe n.
(Schlacht bei Riade. Heinrich's Ausgang? Mittlerweile war
der Waffenstillstand mit den Magyaren abgelaufen und da ihnen
Heinrich die Weiterzahlung des Tributs verweigerte, brachen sie
in großen Scharen in das Reich ein. Sie verwüsteten Thüringen
mit Feuer und Schwert, töteten die Männer und schleppten die
Weiber und Kinder als Gefangene fort. Da rückte ihnen der
König mit seinem Heere entgegen und brachte ihnen bei Riade 933
in der Gegend von Mersebnrg eine völlige Niederlage bei. —
Drei Jahre später starb Heinrich zu Mein leben an der Unstrut
und fand zu Quedlinburg seine Ruhestätte.
§ 40. Otto der Große. (Otto's Krönung.)- Das Werk, [936—973
das Heinrich begonnen hatte, setzte sein Sohn Otto der Große
fort. Einstimmig von den Fürsten als König anerkannt, wurde
er zu Aachen mit großer Pracht gesalbt und gekrönt. Bei dieser