Full text: Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

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Säule zur zweiten ein Abstand weniger Schritte. Oer von Randegg unb 
der bürre Fribinger führten sie. Die Mönche hieß er zu einem Haufen 
zusammentreten unb stellte sie in bie Rückhut. „warum das?" fragte 
ber Rbt wazmann; er kränkte sich, baß ihnen nicht die (Ehre bes vorbersten 
Angriffes zugeteilt ward. Da lächelte ber Kriegserfahrene. ,,Das sind 
meine Triarier," sprach er, ,,nicht weil altgebiente Soldaten, wohl aber, 
weil sie um Rückkehr ins warme Nest streiten. Don Haus unb hos unb 
Bett verjagt sein, macht bie hiebe am schwersten unb die Stiche am tiefsten 
habt keine Sorge, die Wucht des Streites kommt noch früh genug an die 
Mannschaft des heiligen Benediktus!" 
Die Hunnen hatten bei Tagesgrauen das Reichenauer Kloster ge¬ 
räumt. Die Vorräte waren aufgezehrt, der Wein getrunken, die Kirche 
geplündert: ihr Tagewerk war getan. 3hr Ritt ging durch den dunkeln 
Tannenwald dem hohentroiel entgegen, stber wie sie so sorglos dahin¬ 
trabten, prallte da und dort ein Roß auf; Pfeile und Schleuderkugeln, 
von unsichtbaren Schützen geschossen, fuhren in den Schwarm. Der vor- 
trab wollte stutzig werden, „was kümmert euch der Mückenstich?" rief 
Lllak und spornte sein Roß, „vorwärts, die (Ebene ist das Feld der 
Reiterschlacht!" (Ein Dutzend seiner Leute hieß er mit dem Troß zurück¬ 
bleiben zum Geplänkel mit denen im Walde. Die Erde dröhnte vom 
hufschlag der vorwärts sausenden Horde; im Blachfeld breitete sich der 
Schwarm und sprengte mit Geheul auf den anrückenden Heerbann, weit 
voraus ritt (Ellak mit dem hunnischen Bannerträger; der schwenkte die 
grün-rote Fahne über ihm; er aber hob sich hoch im Sattel und tat einen 
wilden Schrei und schoß den ersten Pfeilschuß ab, auf daß der Kampf 
nach altem Brauch eröffnet sei. (Es begann das Morden der Feldschlacht, 
fiber wenig frommte es den schwäbischen Kriegern, daß sie unerschüttert 
standhielten, ein starrender Lanzenwald: war der Reiter Angriff abge¬ 
prallt, so kam aus der Ferne ein pfeilregen geschwirrt; halb aufgerichtet 
im Bügel standen die Hunnen trotz Rossestrab; den Zaum über des Gauls 
Nacken geworfen, zielten sie: der Schuß traf. Andere schwärmten von der 
Seite ein, — weh dem Gefallenen, den seine Brüder nicht in die Mitte 
nahmen! Da gedachten die Leichtbewaffneten vom Walde, den Hunnen 
in den Rücken zu brechen. Hörnerruf rief sie zur Sammlung, sie rückten 
vor, — aber mit eines Gedankens Schnelle waren die feindlichen Rosse 
gewendet, pfeilregen prasselte in die Anrückenden; sie stutzten, wenige 
schritten weiter, auch sie wurden geworfen. 
Noch wogte der Feldstreit draußen im Talgrund. Schier wankten 
die schwäbischen Reihen, ermüdet des ungewohnten Fechtens. Bedenklich 
schaute Simon Bardo drüber hin und schüttelte das Haupt. (Er ritt zu 
den Mönchen und schied sie wieder in zwei heerhaufen; die von Sankt 
Gallen sollten zur Rechten, die Reichenauer zur Linken des Heerbann¬ 
treffens vorrücken, dann schwenken, daß der Feind, den Wald im Rücken, 
in weitem Halbkreis eingeschlossen sei. „So wir sie nicht einklemmen, halten 
sie nicht stand," rief er unb schwang sein breites Schlachtschwert, „auf und 
braus benn!" ^ rT c, . .. 
wilbes Feuer leuchtete aus aller Augen. Marschbereit stanben ote 
Reihen. Jetzt warf sich noch ein jeglicher ins Knie, griff eine Scholle vom 
Boden auf und streute sie rückwärts über sein Haupt, daß es geweiht 
und gefeit sei durch die vaterländische (Erde, — bann ging’s m den Kampf.
	        
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