Full text: Geschichte des preußischen Staates (Cursus 3)

38 Das Königreich Preußen in seiner EntWickelung. 
Tag war ein Sonntag, an welchem in allen Kirchen in feierlichem 
Gebet der Beistand des Höchsten zur bevorstehenden Krönung 
angerufen wurde. Am folgenden Taae. den 17. Januar, wurde 1 
der Orden des s LwarlenÄd l e r s gestiftet, zn @r= 
innerung noch alljährlich an diesem Tage in Berlin ein Ordens-' 
fest stattsindet, und am 18. Januar erfolgte die feierliche Krönung 
»und Salbung. 
Im Schlosse, umgebest von seinen Großen, erschien der Kur- 
sürst, prächtig geschmückt. Sein Kleid bestand aus Purpur mit 
Gold gestickt. Große Diamanten hieran bildeten die Knöpfe, deren 
jeder 3000 Dukaten Werth war. Um seine Schultern prangte ein 
rothsammetner Mantels ganz mit goldgestickten Adlern und Kro- 
nen und drei Diamantknöpfen verfehen, die allein eine Tonne 
Goldes Werth waren. Sobald der König sich auf einem im 
Saal errichteten Thron niedergelassen hatte, setzte er sich selbst 
die Krone auf das Haupt, nahm das goldene Scepter in die 
rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und empfing die 
Huldigung der Anwesenden. Daraus begab er sich zur Königin, 
die er ebenfalls krönte und auf einen Thron führte. Alsdann 
bewegte sich der Zug unter dem Geläut der Glocken auf einem 
mit rothem Tuche belegten Weg zur Schloßkirche. Am Haupt- 
eingange derselben empfingen die Geistlichen das königliche Paar 
mit den Worten: »Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn« 
und führten es unter Pauken- und Trompetenschall auf einen 
vor dem Altar errichteten Thron. Jetzt bestieg der Bischos von 
Bär die Kanzel und hielt eine ergreifende Predigt über die Stelle 
1. Sam. 2, 30: »Wer mich ehret, den will ich auch ehren.« 
Als sie beendigt war, kniete der König nieder, legte seine Kmne 
und sein Scepter neben sich und empfing vom Bischöfe unter 
heißen Segenswünschen die Salbung mit geweihtem Del auf 
die Stirn und den Puls beider Hände. Dasselbe geschah mit 
der Königin. Nachdem der Bischof »Amen« gesprochen, rief 
die ganze Versammlung unter dem Wirbel der Pauken ünb 
dem Schmettern ber Trompeten: »Amen, Amen, Glück zu dem 
Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes 
Leben! Amen, Amen!« Unter dem Schall der Glocken und dem 
Donner der Kanonen bewegte sich daraus der Zug nach dem 
Schlosse zurück, wonach eine Reihe von glänzenden Festlichkeiten 
folgte. Das Volk wurde mit einem gebratenen Ochsen und 
großen Fässern rothen und weißen Weins bewirthet nnb mit 
silbernen unb golbenen Krönungsmünzen beschenkt; unter bie 
Armen würben 1000 Thlr. vertheilt, unb außerbem 10,000 Thlr.
	        
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