Full text: Von den alten Deutschen bis zum Jahre 1648 (Teil 1)

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g) Man bat von ber Feme manchmal gesagt, sie wäre nächt- 
licherweile an besonders schaurigen Orten, unter Vermnmmnngen 
der Gerichtsherren (Freigrafen oder Richtern, Freischöffen oder 
Beisitzern) und unter Anwendung grausamer Haft-, Folter- und 
Todesstrafen abgehalten worden. Das ist keineswegs wahr. Frei- 
lich gaben den Femgerichten den Charakter des Heimlichen und 
Grausigen: der heimliche Schöffengruß, die geheime Losung, die 
geheime Vorladung, die Fernhaltung aller Nichtwissenden von 
der im Gegensatz zu dem offnen Ding nicht öffentlichen Sitzung 
und endlich die heimliche und nur in Gegenwart mehrerer Frei- 
schössen vollzogenen Strafe. Als um das Jahr 1500 bei der 
neuerstandenen Fürstenmacht wieder eine geordnete Rechtspflege 
entstand, ging die Feme an ihrer eignen Machtlosigkeit zu- 
gründe. 
Erzähle, wie sich die Städte während der 
kaiserlosen Zeit und später durch ihr Gerichts- 
verfahren halfen (schützten)! 
Ihr fragt: Was taten nun die Bauern, um sich gegen 
die Übergriffe der Raubritter und Großen zu schützen? Hört! 
Die Banern, die zur Zeit der Kreuzzüge entweder Frei¬ 
bauern, Erbpächter, Fronbauern oder Leibeigene 
oder Hörige waren und ein ganz erträgliches Los hatten, 
standen in der Zeit des Faustrechts völlig schutzlos da. Besonders 
verschechterte sich ihre Lage im 14. und 15. Jahrhundert. Ein 
Zeitgenosse schreibt: „Die Häuser der Bauern sind von Kot und 
Holz gemacht, auf die Erde gesetzt und mit Stroh gedeckt. Ihre 
Speise ist schwarzes Roggenbrot, Haferbrei oder gekochte Erbsen 
und Linsen. Wasser und Molken ist ihr Trank. Eine Zwilchjacke, 
zwei Buntschuh und ein Filzhut ihre Kleidung usw." Dazu stei- 
gerte der Gutsherr die Frondienste und Pachtgelder, und der 
Landesfürst legte neue Steuern auf. So verarmte denn der 
Bauernstand immer mehr, „die Freibauern sanken zu Erb- 
Pächtern, diese zu Fronbauern, und endlich waren alle Leib- 
eigene". Was war die Folge? Die Bauern empörten sich 
(Bauernkriege!), ohne jedoch viel ausrichten zu können. 
Erzähle, wie die Bauern sich zur Zeit des 
Fau st rechts nicht viel helfen konnten!
	        
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