Object: [Band 3 und 4, [Schülerband]] (Band 3 und 4, [Schülerband])

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Der Tag brach an und nach und nach erhellte sich der 
Horizont. Es ist ein zauberisches Schauspiel die; Sonne auf dem 
Vesuv aufgehen zu sehen. Das Prachtvolle der Aussicht, welche 
sich dabei dem Beschauer entfaltet, läßt sich nicht beschreiben, 
und die kräftigsten Worte wären zu matt um die Empfindungen 
auszudrücken, welche dabei in der Seele auftauchen. Man sieht 
Pozzuoli, das Misenische Vorgebirge, die köstlichen Gestade des 
Posilip mit ihren blumigen Hügeln, die Inseln Procida, Ischia, 
Kapri, das Vorgebirge von Sorrento und die Stadt Neapel amphi¬ 
theatralisch längs des herrlichen Meeres sich ausbreiten. Welch 
ein Zauber in diesem bewunderungswürdigen Bilde und welcher 
Gegensatz zu den fürchterlichen Einöden der Umgegend I 
Nach Th. Dielitz. 
61. Charakter Spaniens und seiner Bewohner. 
Wie herausgeschnitten aus dem Rumpfe Europas, von diesem 
durch eine hohe Bergmauer getrennt, rings umher in die Brandung 
des Ozeans getaucht, das äußerste Ende unseres Weltteiles, mit 
einer ganz eigenartigen Physiognomie: so liegt das wunderreiche 
Land da, welches die Alten, weil ihnen der Abendstern über ihm 
zu leuchten schien, Hesperien (das Westland) nannten. 
Wie mit Europa so war es vermutlich auch einst durch den 
erst in späterer Zeit durchbrochenen Isthmus von Gibraltar 
mit Afrika verwachsen und so nimmt es teil an dem Wesen und 
Charakter beider Kontinente. Dieselben Erdumwälzungen, welche die 
Terrassen des afrikanischen Atlas gestalteten, haben auch in den großen 
Tafelländern der Phrenäischen Halbinsel gewirkt und es scheint oft, 
als hätten sie nach demselben Muster gearbeitet und in Spanien ge¬ 
wissermaßen ein Afrika im kleinen, ein europäisches Afrika, herstellen 
wollen. Erst als der Ozean in den einst völlig geschlossenen Mittel¬ 
ländischen See einbrach und das Tor des Herkules ausgrub, fiel 
dieses Klein-Afrika ganz auf die Seite von Europa, kam in physi¬ 
kalischer, ethnographischer und anderer Beziehung vorherrschend unter 
seinen Einfluß, blieb jedoch zugleich stets auch vielfach in Gemeinschaft 
mit dem benachbarten Südlande, nach dem es beständig sozusagen 
seine Hand ausstreckt. Die ganze Natur der Phrenäischen Halbinsel 
scheint demnach ein Gemisch von Süden und Norden. Es hat 
heißere und trockenere Striche als irgend ein anderer Teil von
	        
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