schreiben übernahmen, so brachen die Gelehrten in laute Klagen über 
die zunehmende Fehlerhaftigkeit der Texte aus. 
II. Wie man mit Holzschnitten Abdrücke fertigte. 
Vor dem Auftreten des eigentlichen Buchdrucks sehen wir dasselbe 
Verfahren der Bild- und Schriftvervielfältigung im Gange, das die 
Chinesen *) schon Jahrhunderte früher übten und bis auf den heutigen 
Tag fast nuverändert beibehalten haben. Aus hartem Holze wurden 
viereckige Tafeln geschnitten und oben glatt gehobelt. Ein Zeichner 
fertigte auf dünnes, durchsichtiges Papier genau und zierlich das Bild 
oder die Schrift. Dann legte man dieses Blatt mit der Zeichnung 
nach unten auf den Holzblock und durchpauste dieselbe, so daß Bild 
oder Buchstaben verkehrt auf dem Holze standen. Der Formschneider 
schnitt hierauf die Zeichen erhaben oder vertieft aus. Nachdem über 
die ausgeschnittenen Züge mittels Pinsels oder Haarwisches der Auf¬ 
trag vou Schwärze erfolgt war, breitete man über die Holztafel ein 
Blatt Papier und fuhr mit einem Lederballen auf der Rückseite des- 
selbeu hin und her, bis der Abdruck entstand. Die durch das Reiben 
entstandene Glätte sowie die Erhabenheiten machten das Abdrucken 
auf der Rückseite des Papieres unmöglich. Um die Blätter in Buch¬ 
form zn bringen, mußte man immer zwei mit den beiden offenen 
Seiten zusammenkleben. Die ältesten Holztafeldrucke bestanden ledig¬ 
lich in Abbildungen ohne Text, Spielkarten und Heiligenbildern.2) 
Zu letzteren fügte mau zuweilen den Namen des Heiligen oder die 
Bezeichnung der Handlung in Form einer In-, Über- oder Unter¬ 
schrift bei. In der Folge aber brachte man Sinnsprüche, Berschen 
und Beschreibungen hinzu, so daß mitunter ganze Schriftseiten vor¬ 
kamen. Mit Holztafeldruck stellte man auch die damals am meisten be¬ 
gehrten Schulbücher zur Erlernung des Latein (Donate) oder Werke 
religiösen Inhalts her. Als man mit der Handdruckpresse zu verviel¬ 
fältigen begann, wurden auch Titelblätter und Initialen mit Holz¬ 
schnitten geschmückt. 
III. Wie Gntenberg den Buchdruck mit gegossenen Buchstaben 
ersand. 
1. Die Ausprobierung der Schriftgießerei. Den 
letzten entscheidenden Schritt im Druckereiwesen tat Johannes Gens- 
1) Das älteste Druckwerk war um 890—925 in China zustande gekommen. 
Ein Eisenschmied erfand dort auch zwischen 1041 und 1048 den Druck mit be¬ 
weglichen Lettern. Er grub Schriftzeichen aus einer dünnen Tafel feinen, wei¬ 
chen Tones heraus, härtete dieselbe im Feuer und zerschnitt sie dann. 
, 2) Als erster Heiligenbildschnitzer wird Ulrich von Ulm erwähnt. Ihm 
schließen sich au Wilhelm Kegel in Nördlingen 1428, Hans Römer in Nürnberg 
1428; auch Augsburg, Regensburg und Tegernsee waren Hauptstätten der Holz¬ 
schneidekunst. Zn wirklich künstlerischer Bedeutung gelangten die von Dürer, 
Holbein und Kranach entworfenen Holzschnitte.
	        
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