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mit denselben vereinigt werden. Auf diese Weise riß Ludwig an 600
Städte, Dörfer, Burgen und andere Plätze an sich. Die beeinträchtigten,
mitten im Frieden tausendjähriger Besitzungen beraubten Fürsten
wandten sich klagend an Kaiser und Reich. Indes gerade in derselben
Zeit, wie zur kecksten Verhöhnung des Kaisers, der deutschen Fürsten
und des Rechtes überhaupt, erfolgte eine neue Gewalttat der schlimm¬
sten Art: die Überrumpelung Straßburas (1681), Überall fühlte man
die Schmales Verliistes dleser 'CtKt?^ Mer trotz aller patriotischen
Bewegung kam keine energische Abwehr gegen Frankreich zustaude; ja
Ludwig durfte so weit gehen, vom Regensburger Reichstag die An¬
erkennung seines Reunionsraubes zu verlangen, die ihm 1684 durch den
Regensburger Waffenstillstand schmachvollen Andenkens für alle bis
zum 1. August 1681 gemachten Reunionen in der Weise erteilt wurde,
daß er vorläufig für die nächsten 20 Jahre im Besitze seiner Leute blieb.2 )
3. Was Ludwig ;nm Überfall der Pfalz veranlaßte.
In der Pfalz starb 1685 der letzte Sproß aus der Simmerschen
Linie. Da erhob Ludwig XIV. auf den größten Teil des Landes für-
feinen Bruder, den Herzog von Orleans, der mit einer Schwester^) des
verstorbenen Kurfürsten verehlicht war, Ansprüche. Die Erbansprüche
auf die Pfalz bildeten für Ludwig nur einen erwünschten Borwand
Krieg gegen das Reich zu beginnen. Am meisten hatten ihn die Erfolge
der kaiserlichen Waffen gegen die Türken beunruhigt.^) Wie leicht konnte
die seither gegen den Erbfeind aufgebotene Kriegsmacht gegen Frank¬
reich benutzt werden! Er beschloß deshalb nicht mehr länger zu zögern.
In aller Stille wurden die letzten Vorbereitungen zum Überfalle der
Pfalz und der Rheinlande getroffen. Zugleich erschien eine Darlegung
der Gründe, welche den König bewogen, die Waffen zu ergreifen. In
derselben wird die Schuld an dem Kriege Deutschland zugeschoben und
der König von Frankreich als der Bedrohte hingestellt, der zum Schutze
des eigenen Landes die deutschen Gebiete an der Grenze besetzen müsse.
x) Der Brief eines Franzosen in Würzburg an den General Montclas
sagt: „Alle Welt kann sich gar nicht von der -Bestürzung erholen, daß die
Franzosen Straßburg ohne einen einzigen Kanonenschuß eingenommen haben
und alle Welt sagt, dies sei ein Wagenrad, worauf man in das Reich rollen
werde."
*) Der Rechtsstreit über die französische Annexion des Elsaß sand erst
sein Ende durch den Frieden von Luueville.
^ *) Freilich war diese mit den Forderungen Ludwigs nicht einverstanden.
In einem Brief sagt sie, sie könnte es nicht lassen zu beweinen, daß sie sozu¬
sagen ihres Vaterlandes Untergang sei.
*) Die Nachricht von der furchtbaren Niederlage der Türken bei Belgrad
wurde Ludwig von feiner Umgebung lange verheimlicht. Als er sie erfuhr,
übte sie auf ihn die gleiche Wirkung, die einst die Kunde von der Varianischen
Niederlage auf Augustus gehabt hatte: 3 Tage war der König kranck und ließ
sich öffentlich nicht sehen. Wenige Tage später wurde der Raubkrieg begonnen,
der den Türken Luft machen sollte.