Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 9)

§ 20. Der Siebenjährige Krieg: 1756—1763. 119 
hatte. Darauf gestützt, wagte Friedrich sich wieder aus seiner Defensive 
heraus, begann die Belagerung von Schweidnitz und suchte Daun, als 
die russischen Hilfstruppen herangekommen waren, zur Schlacht zu 
zwingen. In diesem Augenblicke kam allerdings die Nachricht, daß Zar- 
Peter von seiner Gemahlin Katharina (s. S. 127) gestürzt sei und die 
neue Zarin die Truppen abberufe; doch Friedrich überredete den russischen 
Befehlshaber, seine Stellung, auch ohne am Kampf teilzunehmen, noch einige 
Tage innezuhalten, griff Daun bei Burkersdorf (n. v.'Schweidnitz) an Burkersdorf 
und errang einen leichten Sieg, da Daun sich in der Front durch die 
gegenüberstehenden Russen bedroht fühlte. Bald darauf mußte sich 
Schweidnitz ergeben, und da Prinz Heinrich auch über die mit den 
Österreichern vereinigten Reichstruppen bei Freiberg in Sachsen Freiberg, 
einen schönen Sieg errang, während Ferdinand von Braunschweig die 
Franzosen aus Hessen vertrieb, so konnte Friedrich am Schluß dieses 
Jahres bei allen noch vorhandenen Schwierigkeiten doch mit Stolz auf 
die Errungenschaften der preußischen Waffen zurückblicken. Dies war von 
der größten Bedeutung, da die Friedensverhandlungen zwischen Frankreich 
und England eben im Abschluß begriffen waren. 
Die Friedensverhandlungen. Trotzdem England auch in diesem 
Jahre gegen Frankreich und Spanien Vorteil auf Vorteil errungen 
hatte, drängte es aus innerpolitischen Gründen zum Frieden mit diesen 
beiden Mächten: nur so nämlich konnte Georg III. die Entlassung Pitts, 
die angeblich seiner kriegerischen Politik wegen erfolgt war, vor dem 
Parlamente rechtfertigen. Bezeichnend für die Gesinnung Georgs HI. 
gegen Preußen war es, daß unter den von Frankreich auf dem Festlande 
zurückzuerstattenden Eroberungen die preußischen linksrheinischen Besitzungen 
nicht genannt waren, so daß Friedrich sich sein Eigentum nur durch 
schleunigste Besetzung sichern konnte (das „perfide Albion", s. S. 68). Jetzt 
endlich nahm Maria Theresia, da sie von Frankreich und Rußland 
im Stich gelassen und ihr Staat finanziell fast zugrunde gerichtet war, 
die schon lange angebotene Vermittlung Sachsens an, und dem 
Pariser Frieden der Westmächte folgte im Februar 
1763: der Frieden von Hubertusburg (Lustschloß zwischen Leipzig Frieden oon 
und Dresden), in dem Österreich, Sachsen und Preußen ohne jede Hubertusburg. 
Besitzesschmälerung sich den status quo ante garantierten. 
Friedrich der Große hatte, indem er das von seinem Großvater und seinem' 
Vater vorbereitete Werk der Erhöhung Preußens durchführte und gegen fast 
ganz Europa mit den Waffen in der Hand zu verteidigen mußte, Preußen zu 
dem Namen der „Großmacht" auch die Stellung einer solchen, wenn auch 
unter namenlosen Opfern, erkämpft. Daß gerade Österreich ihm auf diesem 
Wege mit allen Kräften entgegentrat, ist durchaus erklärlich: für zwei Groß- 
mächte war im Rahmen der deutschen Reichsverfassung kein Raum; doch 
sollte die Lösung dieser politischen Unmöglichkeit erst 100 Jahre später erfolgen.
	        
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