Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 9)

g 38. Deutschland-Österreich u. d. Deutsche Bund. Beginn der Verfassungsfrage. 207 
politische Mündigkeit der Nation erbracht zu haben. In der Tat 
schien, noch ehe die Freiheitskämpfer die Waffen aus der Hand gelegt 
hatten, die Begründung eines konstitutionellen uK^s4H4s-b^nL. auck> 
für Deutschland gewährleistet, da der Artikel 13 der „Bundesverfassung" 
verhieß: ..In allen Bundesstaaten wird eine lan^ständische 
Aber der Einlösung dieses Versprechens stellte sich sofort ein Hemm-Die H°mge sm- 
ms entgegen. Noch auf französischem Boden hatten, einer Anregung des ani 26.1x.i8i5. 
zuÜberschwänglichkeiten neigenden Zaren AlexanderI. (s. S. 179 Anm. 1) 
folgend, die drei aekrönten Ääuoler. ^r^Verbündeten eine Verbrüderuna 
abgeschlossen, durch die sie sich verpflichteten, die Grundsätze des Christen- 
tums zur alleinigen Richtschnur ihrer inneren und äußeren. Politik zu 
machen, um so das wahre Glück ihrer Völker, ja des ganzen Europas 
herbeizuführen. So ernst es die Begründer dieier^Heitiq.en Alüjami'. 
der nach und nach die meisten bedeutenderen europäischen Fürsten bei- 
traten, mit ihren Vorsätzen auch meinen möchten1), so enthielten ihre auf 
eine „väterliche Regierung" und eine unbedingte „Wahrung des Be- 
stehenden" gerichteten Grundsätze eine offene HinneigungMmlMHalutis- 
mus und die Ablehnung der fpTfftitlltirm'>rrp" R?str?liMg?n Infolge¬ 
dessen bemächtigte sich der deutschen Patrioten eine tiefe Unzufriedenheit, 
die in den Kreisen der studierenden Jugend besonders stark zum Aus- 
druck kam. seitdem in ihnen die Ideen der nationalen Einheit und der 
volitiscken ^rrilkiLJbimfi hie~ JBearänfottU}- der ..Allg^meinen. .Dput¬ 
schen Burschenschaft" eine eifrige Pflegstätte gefunden hatten. 
Die Burschenschaft wurde am i2 J^s 1S15 in Jena von einer großen Die 
Anzahl von Studenten begründet, die, begeistert durch die Lehren patriotischer Burschenschaft. 
Professoren und zum Teil durch die Teilnahme am Freiheitskampfe selbst, dem 
rohen Treiben der bisherigen, die deutsche Zerrissenheit widerspiegelnden „Lands- 
Mannschaften" ein Ende machen und alle ehrenhaften deutschen „Burschen" zu 
einer einheitlichen Verbindung zusammenschließen wollten. Ihr Wahlspruch 
..Gott. Freiheit, Vaterland" brachte die Ideale der Besten ihrer Zeit, das 
Streben, nach tieferer Religiosität, politischer Freiheit und nationaler Ein¬ 
heit, zum Ausdruck. Ihre Farben Schwarz-Not-Gold^) hielten die Burschen- 
1) Dem nüchternen, aller Ideale baren österreichischen Staatsmanns Metternich 
(f. S. 198 Anm. l) bedeuteten die Grundsätze der Allianz nichts als „Geschwätz" 
(verbiage); doch gab ihm die enge Beziehung, in die sein Kaiser zum Könige von 
Preußen getreten war, die erwünschte Möglichkeit, auf Preußen den stärksten Einfluß 
im Sinne der österreichischen Politik zu gewinnen. — Das vorsichtige England 
lehnte den Beitritt zum Bunde ab, um nicht gelegentlich zu einer mit den englischen 
Interessen nicht im Einklang stehenden Politik verpflichtet zu werden. 
2) Als diese Farben später von den Regierungen verboten und verfolgt wurden, 
erlangten sie geradezu eine symbolische Bedeutung für die liberalen Patrioten und 
wurden unter ihrem Einfluß mehrfach zur „deutschen Trikolore" erhoben. Da sie 
1866 vom 8. deutschen Armeekorps als Feldzeichen (Armbinde) gegen Preußen ge- 
tragen wurden, kamen sie bei der Errichtung des Norddeutschen Bundes durch Preußen
	        
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