§ 39. Preußens innere Entwicklung unter Friedrich Wilhelm III.
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Das hohe Staatsdefizit (über 200 Mill. Taler) führte zu der
des Staats sck>uldenverwal1uua.^f.luz.d^ und der Bestimmung, bo.frneue
Anlei Heu nur unter Mitgarantie der „zukünftigen Reichsstände"
aufgenommen werden könnten (1820). Ter StaatShaushaltsetat sollte
unter-^rantwortttNZ^eZ.MsaznteniStaatsniinisteriums ausgestellt werden. Mit . „
ber Einführung einer nniHT ^tpitprnrhni^ng — neben die inbirekten Abgaben v'' A
auf Malz, Wein, Branntwein und Tabak trat die direkte Klqsse^steuer — / \
ging eine Reform der gefnmten Steuerverwaltuna £>anb in Hand; die Folge ' \
war eine unerwartet schnelle Beseitigung des Defizits. Ein neues Mündel etT
gab dem gesamten Staate eine einheitliche Währung (1 feine Mark = 14 Taler
zu je 30 Silbergroschen zu je 12 Pf.).
Mit der zunehmenden Verbreitung der Dampfmaschine (f. S. 202) nahm Handel undZ^-
anch in Preußen der Gewerbfleifr einen arofren Aufsckiwuna. Unaufhörlich -Ä
wurde das Netz der Kunststraßen erweitert, das PostWesen vervollkommnet,
seit 1838 der Bau von Eisenbahnen gefördert1), die Dampfschiffahrt er¬
leichtert und Gesetz über das Zollwesen (1818), ,
wurden die auseinanderliegenden und sehr ungleichartigen Teile der Monarchie
unter Aufhebung der Wasser- und Vinnen^ölle" zu ewem einheitlichen ^
Zollgebiet zusammengeschlossen. Die Vorteile dieser ans dem Grundsatze
der Handels- und Verkehrsfreiheit hervorgegangenen Handelspolitik waren
so sichtbar, daß trotz der Anfeindung durch Österreich und andere Großmächte
und trotz des Mißtrauens der meisten deutschen Staaten, das zur vorübergehenden
Gründung eines mitteldeutschen und eines süddeutschen Zollvereins
führte, es Preußen durch zähes Festhalten an dem für richtig Erkannten, durch
unablässige Verhandlungen und gelegentlich auch durch opferwilliges Entgegen-
kommen enbltch gelang, biemeisten Staaten Deutschlands^) zum Dpiitschp ttaerfteuttoefloii-
AollLLJL.iu-H^vexeinigen, eine der folgenreichsten Großtaten ber preußischen S&skUÄ
Regierung unter Friebrich Wilhelm III. — Schon währenb der letzten Kriegs¬
jahre war dQsj^erJS&iA»* auf dem Wege, den Scharnhorst gewiesen Hatte,
weiter ausgebildet und durch das Gesetz vom 3. IX. 1814.die aIlLLM eIneDurchführung d,
We|lipilijchl_in den int wesentlichen noch Heute vorhandenen Umrissen fest- Änci"i"
gelegt worden. Neben das stehende Heer — damals nur 120 000 Mann e r '
— traten die Landwchr 1. und 2. Aufgebots3) und der Landsturm. Ein-
1) Für ein allgemeines deutsches Bahnsystem trat mit unermüdlichem
patriotischen Eifer der ans Württemberg verbannte Nationalökonom Friedrich List
ein, der zwar mit Unrecht oft als ein Hanptförderer des Deutschen Zollvereins
gefeiert wird, aber sich das unbestrittene Verdienst erworben hat, mit strenger Folge-
richtigfeit unter Bekämpfung des mehr kosmopolitischen A. Smithschen Systems
(s. S. 151 Sinnt. 2) die höchste Entwicklung nnd nötigenfalls den Schutz der nationalen
Produktion gefordert zu haben.
2) Ans traditioneller Eifersucht auf Preußen schloß sich Hannover diesem
nationalen Unternehmen nicht an, sondern begründete mit seinen Nachbarstaaten
Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe den niedersächsischen
Steuerverein; doch zwang die wirtschaftliche Überlegenheit des großen Zollvereins
auch ihn später zum Anschluß (1851).
3) Das 1. Aufgebot (26. bis 32. Jahr) war für den Felddienst, das 2. (33.
bis 40. Jahr) für die Besetzung dir Festungen bestimmt.
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