Die Weltlage vor dem zweiten Punischen Kriege.
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Nach dem Kampfe nahm Makedonien unter Autigouos GonatasAufschwung
einen neuen Aufschwung, fand aber in Hellas zunächst an zwei Bünden bf£5.
Widerstand, die vielleicht unter der Einwirkung der Keltengefahr entstanden
waren. Der Ätolische, der von den demokratischen Bauerngemeinden
Ätoliens ausgegangen war, nötigte fast sämtliche Staaten von Mittel¬
hellas zum Anschluß. Bedeutender noch war der aristokratisch regierte
Bund der Achäer, den Aratos leitete. Er verdrängte die makedonische
Besatzung aus Akrokoriuth und gewann die Führung auf dem Peloponnes.
Obwohl unter sich verfeindet, waren beide Bünde gegen Makedonien
gerichtet.
In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts erwuchs ihnen ein neuer. Sparta.
Feind im Süden. In Sparta, das feit der Schlacht bei Mantineia im
Innern in tiefen Verfall geraten war, bahnte König Agis IV. Reformen
an. Nachdem seine Gegner ihn gewaltsam ums Leben gebracht hatten,
nahm der führte und besonnene Kleomenes III. sein Werk aus. Er¬
setzte eine neue Aufteilung des Grundbesitzes durch, stellte die „Lykurgifche"
Verfassung wieder her und schuf ein Heer von 4000 nach makedonischem
Vorbilde ausgerüsteten Hopliten. Da er aber über Lakonien hinaus feilte
Herrschaft auszudehnen suchte und dadurch in Feindschaft mit dem Achüischen
Bunde geriet, rief Aratos die Makedonier herbei. In der Schlacht bei
Sellasia (in Lakonien, 221) besiegte deren König Antigonos Doson
die Spartaner, nötigte Kleomenes zur Flucht nach Ägypten, vernichtete sein
Reformwerk und besetzte Akrokoriuth. Obwohl er die Hegemonie noch
nicht ausfprach, erlangte doch der makedonische Einfluß das Übergewicht,
so daß es schien, als sollte auch die Balkanhalbinsel endlich einer
politischen Einigung entgegengehen, wie sie die beiden anderen süd-
europäischen Halbinseln, die Italische unter Führung Roms, die Pyre-
näifche unter der der Barkiden, bereits gewonnen hatten.
Im Orient blieb Ägypten das vorherrschende Reich und vergrößerte Der
sich auf Kosten Syriens. Die Selenkiden verloren Kleinasien und 0ncnt"
Indien, während zugleich im Nord osten Irans in dem Baktrisch-Par-
thifchen Reiche eilt gefährlicher Gegner des Hellenismus entstund.
Kurz vor dem Ausbruche des zweiten Punischen Krieges trat in den Anti-
drei führenden Reichen des Ostens ein Regierungswechsel ein. Während ^unb"
in Ägypten ein Kind den Thron bestieg, kamen in den beiden anderen WKppv.
Reichen ehrgeizige, ans die Erweiterung ihrer Herrschaft bedachte junge
Männer zur Regierung, in Syrien Antiochos III. (der Große), in Make¬
donien Philipp V. Während jener sich anschickte, den Ptolemäer zu be¬
kämpfen und Syrien in seinem alten Umsange wiederherzustellen, geriet
Philipp in einen Kampf mit den Ätolern. Überall bereiteten sich große
Veränderungen vor. Aber gleichzeitig mit den ersten Siegen Hctnnibals
schloß Philipp mit den Ätolern Frieden (217), während Antiochos in einer
blutigen Schlacht (bei Rapheia, südwestlich von Gaza) besiegt wurde Rapheia,
und daher seine Absichten auf Ägypten aufgeben mußte.
Pfeifer. Geschichte. IV. 2. Aufl. 7