139
I
Der Turnvater Jahn zog mit der Jugend in die Hasenheide und übte ihren Körper
zum bevorstehenden Kampfe.
2. veulscke Helden zur Zeit der ^ranzolenkerrsebalt.
1. Major von Schill. In ganz Deutschland ertrug man die Herrschaft
Napoleons mit bitterem Ingrimm, und hie und da standen kühne Männer auf, die
es versuchten, die Ketten der Knechtschaft zu brechen. Zu ihnen gehörte der 36 jährige
Major von Schill in Berlin. Mit einigen hundert Reitern verließ er im Früh¬
jahr 1809 die Stadt, zog nach Halle und entwaffnete daselbst eine kleine westfälische I809
Besatzung. Dann wandte er sich nach Norden und setzte sich zuletzt in Stralsund
fest. Die Franzosen aber schlossen ihn hier ein, und bei der Erstürmung der Stadt
fiel er mit den meisten seiner Waffenbrüder unter den Säbeln deutscher Rhein¬
bundstruppen. Elf gefangene Offiziere wurden in Wesel und vierzehn Krieger
in Braunschweig erschossen, die übriggebliebenen aber auf die Galeeren gebracht.
(Gedicht: Die Opfer zu Wesel, von W. Schmidt. Das Lied vom Schill, von Arndt.)
2. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Auch dieser Held, dessen
väterliches Erbe seit 1806 in den Händen der Franzosen war, vollbrachte eine kühne
Tat, um ganz Deutschland gegen den Erbfeind zum Aufstand zu bewegen. Im
österreichischen Schlesien bildete er sich im Sommer 1809 eine berittene Freischar, isoo
die wegen des schwarzen Waffenrockes und des Totenkopfes auf dem Tschako die
„Schwarze Legion der Rache" genannt wurde. Mit dieser Schar, die etwa
2000 Mann zählte, zog der „Schwarze Herzog" mit unglaublicher Kühnheit durch
Böhmen, Sachsen und das westfälische Königreich, erstürmte Halberstadt und er¬
reichte glücklich seine Vaterstadt. Hier übernachtete er jedoch nicht im Schlosse, sondern
wie gewöhnlich mitten zwischen seinen Kriegern unter freiem Himmel und auf Stroh.
Nach einem Rasttage traf er mit einem französischen Korps zusammen, mußte sich
aber vor der fast dreifachen Übermacht der Feinde zurückziehen. Bald darauf er¬
reichte er die Mündung der Weser und schiffte sich mit seinen Getreuen uacf) England
ein. „Das ist ein tapferer Kriegsmann," soll Napoleon ausgerufen haben, als er
von der kühnen Tat des Herzogs hörte. Auch Deutschland sah mit Bewunderung
auf den Helden, aber sich mit ihm zu erheben, das wagte es noch nicht; denn die
Gewalt Napoleons war noch zu groß. — 1815 starb der Herzog im Kampfe gegen die
Franzosen bei Quatrebras fkattrbrahj den Heldentod.
3. Hofer. Auch Österreich hatte 1809 zu einem nochmaligen Kampfe für die
europäische Freiheit gerüstet. Aber unerwartet schnell war Napoleon herbeigeeilt
und hatte seine Gegner bei Abensberg, Landshut, Eggmühl und Regensburg ge¬
schlagen und in raschem Anstürme Wien erobert. Wohl erlitt er in diesem Feldzuge
seine erste Niederlage bei Aspern; bald darauf siegte er jedoch bei Wagram so ent¬
scheidend, daß Österreich Frieden schließen und sich ansehnliche Landverluste (von
mehr als 2000 Quadratmeilen) gefallen lassen mußte.
Die Tiroler aber, die mit treuer Liebe an ihrem Herrscherhause hingen, kämpften
auch nach diesem Friedensschlüsse erbittert weiter. Das ganze Volk erhob sich gegen
die Fremdherrschaft. An ihrer Spitze stand Andreas Hofer, der „Sandwirt im
Passeyertale". Um den Aufruhr zu dämpfen, schickte Napoleon zahlreiche Truppen
nach Tirol. Es kam zu heftigen Kämpfen, an denen sich auch die Bayern als
Napoleons Verbündete beteiligten. Endlich siegten die Franzosen. Hofer flüchtete