Full text: Alte Geschichte (Teil 1)

Vorwort ;nr erstell Äuslage. 
In unserer Zeit, wo ein Mensch nichts gilt, wenn er nicht seinen 
Taufschein oder seine Heimatberechtigung aufzuweisen vermag, verlangt 
man gewöhnlich auch, daß jedes neue Werk mit einer Rechtfertigung in 
Bezug auf sein Dasein beginne. Das kann natürlich nicht heißen, daß 
der Verfasser desselben über den Werth oder Unwerth seiner Arbeit ein 
Urtheil fällen solle — er ist eben Partei und möchte schwerlich im Stande 
sein, unparteiisch zu, richten — sondern daß er nachweise, wie er dazu 
gekommen ist, als Autor aufzutreten, und was er damit hat erreichen 
wollen. 
Die Entstehungsgeschichte des vorliegenden Buches ist sehr ein- 
fach. Schon feit längerer Zeit war an unserer Schule die Einrichtung 
getroffen, daß für die drei obern Klassen in einem zweijährigen Kursus 
genau dieselben geschichtlichen Personen behandelt werden, und so unter¬ 
nahm ich es, die betreffenden Partien selbst zu bearbeiten, um eine noch 
größere Uebereinstimmung zu erzielen und zugleich eine für uns passende 
Grundlage zu bieten. Allerdings war es nicht möglich, die Geschichten 
stets so zu halten, daß sie jeder einzelnen Klasse ohne weiteres genügt 
hätten, aber das erschien auch nicht nöthig, da es nur darauf an¬ 
kam, so viel zu geben, daß eine gehörige Auswahl getroffen werden 
konnte. Je nach der Bildungsstufe und dem Verständniß der Kinder 
muß ja das Gebotene nach Form und Inhalt verschieden sein. Wenn 
bei schwächeren Kindern die geschichtliche Thatsache an und für sich die 
Hauptsache ist, so tritt diese bei reiferen Schülern mehr zurück und dient 
nur als Grundlage für die nachfolgende Charakteristik, durch die die 
Geschichte eigentlich erst zu einem so bedeutenden Bilduugsmoment wird. 
Das reifere Kind soll — wo möglich — begreifen, daß das eigenthümliche 
Wesen dieses oder jenes Charakters nicht eine Folge des blinden Unge¬ 
fährs, sondern eine natürliche Consequenz der Erziehung, der Umgebung, 
der ganzen Zeitrichtung ist; es soll — wo möglich — einen Einblick ge¬ 
winnen in die Beweggründe, die eine geschichtliche Größe zu einer be¬ 
stimmten Handlungsweise veranlaßt haben, soll die Ursachen des Glücks 
oder Unglücks von Individuen oder ganzen Völkern verstehen lernen." 
liegen die Triebfedern, die wirkenden Ursachen dem kindlichen Geiste zu
	        
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