Full text: Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit (Teil 2)

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führten ein schwelgerisches und unthätiges Leben. Schon 200 Jahre 
nach der Stiftung wurde der Orden aus Palästina vertrieben und er¬ 
oberte nun 1309 die kleine Insel Rhodos, eine derSporaden, nach 
der sie auch wohl Rhodiferritter genannt wurden (Schillers „Kampf 
mit dem Drachen"). Wieder nach 200 Jahren wurden sie von den 
Türken, die von ihnen wiederholt zurückgeschlagen worden waren, ge¬ 
zwungen, die Insel zu verlassen und erhielten nun (1530) die Insel Malta 
von Kaiser Karl V. zum Geschenk (Malteserritter). Die Kleidung der 
Johanniter war ein langer schwarzer Mantel, mit weißem Kreuze auf 
dem Rücken und auf der Brust. Der Orden besteht noch jetzt, wenn 
auch nicht mehr auf Malta (zu Großbritannien gehörig), hat aber seine 
Bedeutung ganz verloren, da er weder Pilger pflegt, noch gegen die 
Ungläubigen kämpft.*) 
2. Ter Cvöeu -er Templer oder Tempelherren 
wurde ebenfalls in Jerusalem (kurz nach dem ersten Kreuzzuge) gestiftet 
und zwar von französischen Rittern. Seinen Namen erhielt der Orden 
davon, daß seine Wohnung dicht an dem Platze lag, wo früher Salc- 
mos Tempel gestanden hatte, und seine Bestimmung war, die Pilger 
zu schützen und das heilige Grab gegen die Türken zu vertheidigen. 
Die Ritter trugen über ihrer Rüstung einen langen weißen Mantel, 
der mit einem rothen Kreuze geziert war. Anfangs zeichneten die 
Templer sich ebenfalls durch Tapferkeit und Kriegsmuth aus; als sie 
aber zu Reichthümern gelangten, fielen auch sie in Müßiggang, Un¬ 
glauben und Schwelgerei. Später zogen sie sich nnch Frankreich zurück, 
und da ihre reichen Besitzungen den König Philipp den Schönen an¬ 
lockten, wurden sie (zu Ansang des 14. Jahrhunderts) ausgerottet. 
3. Ter Orden der Dcutschherrcn oder Deutschritter. 
Die beiden erstgenannten Orden widmeten sich besonders den ita¬ 
lienischen und französischen Pilgern, und da die deutschen deshalb oft 
zurückgesetzt wurden, gründeten einige Bürger aus Bremen und Lübeck, 
die das Elend ihrer Landsleute fahen, ein Hospital in Akkon. Als 
noch im selben Jahre (1190) Friedrich von Schwaben, Sohn 
Friedrich Barbarossas, dort anlangte, freute er sich über die Stiftung 
und erweiterte sie, indem er einen vollständigen Ritterorden gründete, 
der dieselbe Bestimmung und dieselbe Einrichtung hatte, wie die andern. 
Jedoch durften nur deutsche Ritter aufgenommen werden. Der Orden 
vergrößerte sich rasch und gelangte ebenfalls zu großen Reichthümern, 
*) Die preußischen Johanniter erhielten 1852 von Friedrich Wilhelm IV. 
eine neue Entrichtung und wurden bestimmt, fortan im Kriege die Pflege der 
Kranken -und Verwundeten zu übernehmen.
	        
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