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den Leib töten ..." Matth. 10, 28. Von Lnthers Reise nach Worms gilt,
was Christns von seinen Aposteln spricht, als er sie zum ersten Male, gleich¬
sam nur probeweise, aussendet: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten
unter die Wölfe; darum seid klug, wie die Schlangen, und ohne Falsch,
wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch
überantworten vor ihre Rathäuser, und werden euch geißeln in ihren
Schulen. Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinet¬
willen. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder
was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was
ihr reden sollt. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters
Geist ist es, der durch euch redet." Matth. 10, 16—20. Mit solchem Mute
ausgerüstet, tritt er ohne Zagen und ohne Menschenfurcht ein in den Kampf
auch gegen Kaiser und Reich; er weiß: „Ist Huß auch zu Asche geworden,
so ist doch die Wahrheit nicht verbrannt"; im Kampfe für die Wahrheit
bleibt er trotz aller drohenden Gefahr mutig und unerschrocken: „Und wenn
sie gleich ein Feuer anzündeten ..." — „Und wenn so viel Teufel in
Worms wären ..."
„Und wenn die Welt voll Teufel wär . . ." (Ein feste Burg ... V. 3)
Nicht um sein Leben, nur um seine Lehre ist ihm bange; nicht an sich
denkt er, sondern an das Schicksal von Gottes Wort.
c) Sein Gottvertrauen. Gehorsam und Mut sind nur ein Ausfluß
seines Gottvertrauens. In Gott sieht er den Stecken und Stab, auf den
er sich stützen kann in allen Lebenslagen: „Und ob ich schon wanderte. . ."
Ps. 23, 4; in seiner Hut weiß er sich sicher: „Gott ist unsere Zuversicht und
Stärke ..." Ps. 46, 26; auf ihn nur schaut er bei all seinem Thun: „Wenn ich nur
dich habe . . Ps. 73, 25. 26. So steht er als leuchtendes Beispiel uner¬
schütterlichen Gottvertrauens vor uns, und so steht er auch vor Kaiser
und Reich mit seinem mutigen Glaubensbekenntnis: „Hier stehe ich, ich kann
nicht anders, Gott helfe mir. Amen!" — „Ich kann nicht weichen, es gehe
mir, wie Gott will." Und fein Glaube hat ihn nicht betrogen, Gott hat ihm
geholfen durch Kampf zum Sieg, so daß er in diesem Siegesbewußtsein später
singen kann:
„Das Reich muß uns doch bleiben!" (Ein feste Burg ... V. 4.)
d) Sein inniger Gebetsumgang mit Gott. Im Gebet sucht er
Stärke und Kraft zu dem schweren Werke. Wie ergreifend klingt sein Gebet,
das er spricht, ehe er zum ersten Male vor den Kaiser tritt. Wie ringt er
gleich seinem Heilande im Gebet um Kraft aus der Höhe: „Hörst du nicht,
mein Gott? Bist du tot? Nein, du kannst nicht sterben!" Die ganze Nacht
hindurch betet er dann und zeigt uns, wie auch wir in der Stunde der Not
uns an Gott wenden sollen. „Rufe mich an in der Not. . ." Wie er schon