Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Bd. 2)

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amten geprügelt, unfrei für sich und seine Familie, oftmals unwissend und aber¬ 
gläubisch) und den Bauergutsbesitzer von heute, b) Den Handwerker, der durch 
Innungs-Vorrechte eingeschränkt war, und den Handwerker von heute, c) Das 
Leben des Soldaten vor 1806 und jetzt! d) Die Fürsorge des Großen Kurfürsten, 
Friedrich Wilhelms I., Friedrichs des Großen und Friedrich Wilhelms II. für 
die niederen Volksklassen. 
2. Vergleiche die Revolution in Frankreich und die Reform in Preußen! 
(Inwiefern sind die Worte des Ministers von Schön richtig: „Es war Grund¬ 
satz (bei uns), die mangelhaften Verhältnisse zum Bessern aufzulösen, statt sie zu 
zerbrechen, und es ist merkwürdig, daß in unserm Staate das aufgelöst wurde 
und aufgelöst werden sollte, was die französische Revolution auf einmal zerbrach. 
Bei uns gestalteten sich die neuen Verhältnisse ohne Donner und Blitz, und in 
Frankreich veranlaßte das dortige Verfahren das furchtbarste Ungewitter, welches 
über ein Land kommen konnte.") 
Anwendung. 1. Inwiefern zeigte sich in der Unglückszeit die 
Wahrheit des Sprichwortes: „Not lehrt beten"? 
2. Unser Staatswesen ist darauf erbaut, daß ein jeder seine Kräfte 
zum eigenen und zum Nutzen der Gesamtheit verwende; deshalb sind 
die Beschränkungen weggeschafft, welche früher die Einzelnen einengten. 
Welche Pflicht erwächst uns daraus? 
„Die wahre Tugend ist, daß jeder jede Frist 
Das tüchtig thut, wozu er taugt und tüchtig ist." 
Abung. Gieb (mündlich oder schriftlich) eine Übersicht über bie 
wichtigsten Reformen der Jahre 1808—1812. 
4. Des Königs Räte bei dem Merke der Kess-rurig. 
Freiherr von Stein. 
Heinrich Friedrich Karl von Stein entstammte dem altadligen 
Geschlechte derer vom und zum Stein. 1757 als Sohn des Kurmainzischen 
Geheimrates und Kämmerers Karl Philipp geboren, erhielt er eine streng 
religiöse Erziehung und studierte in Göttingen besonders Staatswissenschaften 
und Bergkunde. 1780 trat er in den preußischen Staatsdienst und wurde (1796) 
Oberpräsident der westfälischen Länder, welche damals unter preußischer Herr¬ 
schaft standen. Hier zeichnete er sich durch seinen klaren Verstand, seine Redlichkeit 
und Offenheit, feine unermüdliche Thätigkeit und seine Fürsorge für Unglückliche 
und Notleidende aus. 
Im Jahre 1804 wurde er Finanzminister. Er schaffte die Binnenzölle 
(die Zölle zwischen den einzelnen preußischen Provinzen) ab und schuf das erste 
Papiergeld in Preußen, um die Heeresrüstungen zu ermöglichen. Er erkannte 
klar die Fehler der Verwaltung des Staates, vor allem, daß nicht die sach¬ 
kundigen Minister dem Könige Vortrag hielten, sondern die Kabinettsräte. er 
König ging damals nicht auf Steins Verbesserungsvorschläge ein. Als das 
Unglücksjahr 1806 hereinbrach, war Stein einer von den wenigen, die Besinnung 
und Mut behielten. Er ließ die Kassen in Schiffe packen und über Stettin nach 
-Königsberg schaffen, so daß die Fortführung des Krieges möglich war; obwohl 
schwer leidend, folgte er dem Könige, um ihm mit Rat und That zu dienen. 
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