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Die Hauptereignisse der griechischen Geschichte.
in Asien und Ableitung des besitz- und heimatlosen Proletariats aus dem
Mutterlande waren deren Grundgedanken. Die Ausführung dieser Pläne
erforderte Frieden im Mutterlande und Führung der zersplitterten Kräfte
durch einen einheitlichen, mächtigen Willen, wie er nur beim Könige Philipp
zu finden war. Dieser Idee, die namentlich durch Jsokrates vertreten
wurde, gehörte die Zukunft.
Unterdessen war endlich der heilige Krieg dadurch zum Abschlüsse
gebracht worden, daß Philipp ans Ersuchen der Thebaner in Mittel¬
griechenland eingedrungen und nach furchtbarer Verwüstung von Phokis
Mitglied der delphischen Amphiktyonie geworden war. Auch die
*gjd« Athener schlossen damals (346) mit ihm Frieden; ihr Vertreter Philo-
krates. krates, nach welchem dieser Friede genannt wird, wußte dabei dem
Könige, von dem er sich — wie sein Kollege Demosthenes behauptete —
hatte bestechen lassen, möglichst viele Vorteile zuzuwenden und seine Stellung
im Norden Griechenlands zn verstärken. Von Sparta bedrängt, stellten
sich damals auch einige Staaten des Peloponnes (Messenien, Argos)
unter den Schutz des Königs. Angesichts der wachsenden Gefahr gewann
in Athen Demosthenes das Übergewicht über seine Gegner. Er reiste im
Aufträge des Volkes durch den Peloponnes, um Freunde für ein großes
Bündnis gegen Philipp zu gewinnen. Während seine Bemühungen ohne
Erfolg blieben, unterwarf der König Thessalien vollständig, Epeiros und
Ätolien. Als er nach Euböa hinübergriff, kam ein Bund zwischen Athen,
Korinth, Leukas, Ambrakia, Kerkyra, Akarnanien, Ätolien und Megara
zustande; auch Byzanz trat ihm bei. Als Philipp Byzanz und Perinth
(an der Propoutis) belagerte, war dieser Bund, durch den Perserkönig
unterstützt, stark genug, ihn zur Aufhebung der Belagerungen zu nötigen.
Die Entscheidung fiel endlich in Mittelgriechenland.
Hier brach ein neuer heiliger Krieg aus, und Philipp wurde als
Amphiktyone herbeigerufen. Er erschien sofort und besetzte Elateia, den
Schlüssel Mittelgriechenlands. Demosthenes brachte in letzter Stunde
einen Bund zwischen Athen und Theben zustande; aber der Kampf
beider Städte gegen Philipp endete mit der schweren Niederlage von
ChaiEM Chaironeia (August 338).
Die Freiheit der Griechen wurde hier vernichtet; sie hatten von da
an den Makedoniern zu gehorchen. Chalkis, Akrokorinth, Am¬
brakia und Theben erhielten Besatzungen, Athen mußte den Cher¬
son es abtreten und die Reste seines Seebundes auflösen, wurde aber
sonst nicht geschädigt.
Kongreß Im Jahre 338 trat ein Kongreß von Abgesandten aus sämtlichen
Korinth, griechischen Staaten in Korinth zusammen. Alle Fehde wurde untersagt,
freie Schiffahrt gewährt; alle Städte behielten ihre Verfassungen. Für
die Durchführung des Friedens sorgte ein Bundesrat (;kolvov oweöqiov).
Philipp erhielt die Verfügung über die Streitkräfte der Hellenen im Kriege
gegen den Perserkönig.