Full text: Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte

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und bie Ratsherren (Stabträte), welche die Stabt verwalten. Jetzk 
erst gewann der Bürger die rechte Siebe zu seiner Stadt, da er sich 
ihrem Dienste widmen und ihr Wohl befördern helfen durste. Auch 
das Handwerk konnte sich freier regen und entfalten. Hatte bisher 
nur derjenige das Recht, ein Handwerk zn treiben, der in eine Zunft 
einer Stadt aufgenommen war, so wurde jetzt dieser Zunftzwang 
aufgehoben und jedem, der sein Handwerk gelernt hatte, gestattet, 
Arbeit zu nehmen, wo er sie fand. 
Die sittliche Hebung des DolKes. Wurde auf diese Weise 
das leibliche (materielle) Wohl der Landeskinder gehoben, die Un- 
Zufriedeuheit und Gleichgültigkeit, welche große Kreise beherrscht hatte, 
beseitigt, und damit die Liebe zu König und Vaterland befördert, 
so fand auch eine bedeutende sittliche und geistige Hebung des Volkes 
statt. Das Unglück, welches die Menschen betroffen hatte, führte sie 
wieder zu Gott, brachte ihnen zum Bewußtsein, daß das Glück des 
Lebens nicht im Genuß bestehe, sondern in der Hingabe an das 
Ganze, in pflichttreuer Arbeit und Genügsamkeit; daß das Laster 
nicht nur den einzelnen verderbe, sondern auch das Ganze schädige. 
In diesem Sinne wirkte eine Reihe ausgezeichneter Männer. Es 
wurde der Tugeudbuud gegründet, der sich bald durch das ganze 
Land verbreitete. Gelehrte Männer und Dichter erweckten durch ihre 
Reden und Lieder den Geist der Vaterlandsliebe. So hielt der 
Philosoph Fichte in Berlin seine berühmten „Reden an die deutsche 
Nation." Er lehrte, daß die einzelnen Menschen erst besser werden 
müßten, wenn es um das Ganze besser stehen sollte. Die Liebe 
Zum Guten, die Hingabe an das Vaterland müßten an bie Stelle 
der Selbst- unb Genußsucht treten. Mit solchen Männern eröffnete 
Friebrich Wilhelm bie Universität zu Berlin. Dichter, wie Ernst 
Moritz Arubt, Theobor Körner n. a., schürten burch feurige Lieber 
unb anbere Schriften ben Haß gegen bie Fremdherrschaft und riefen 
Zur Erhebung gegen dieselbe auf. Arndt und der große Minister 
Stein wurden von Napoleon geächtet; sie flohen nach Rußland, 
nm den Kaiser Alexander zu kraftvoller Fortsetzung des Kampfes 
gegen die Franzosen anzufeuern. Unser Schiller erlebte diese Zeit 
freilich nicht; aber die edle Gesinnung, welche in seinen Werken lebt, 
teilte sich besonders der gebildeten Jugenb mit; vor allen begeisterte 
„Wilhelm Tell." Aussprüche aus bemselben („Ans Vaterlanb, ans
	        
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